Livestream am Donnerstag, 28. September 2023 um 13.00 Uhr
Mit Strom kennt sich jeder Mensch ein bißchen aus, aber nur die wenigsten so richtig. Dabei ist er allgegenwärtig und selbstverständlich von keiner Veranstaltung mehr wegzudenken.
Zu Gast im mothergrid-Studio sind Peter Rieck von Sommer Cable und Julian Gabriel, der sich bei Großevents um die sichere und zuverlässige Stromversorgung kümmert. Und das sind die Themen:
# Überdimensionierte Anforderungen und verschwendete Ressourcen
# Überschätzung von Leitungskapazitäten und Verteilern durch u.a. witterungsbedingte Hitze
# Gefährdung von Personen z.B. durch Leichtfertigkeit
# Offensichtliche Fehler und Pfusch
# Potentialausgleich allgemein – unabhängig ob mobil oder fest installiert
# Prüfungen (egal ob DGUV A3 oder VDE 0100-600)
# Schirmung und Potentialausgleich – wie kommt das zusammen?
Der Livechat steht weit offen für Fragen und Kommentare!
Der gesamte Livestream zum mitlesen:
Markus Wilmsmann
Ja, herzlich willkommen, sagt Markus Wilmsmann, heute wieder aus dem virtuellen Mother Grid Studio, nachdem ich am Dienstag eine sehr schöne Reise gemacht habe zu Gofield in Hagen, um dort mit dem Aldi Talent Club zusammen über Frauen in der Veranstaltungsbranche zu sprechen. Ein bisschen Werbung in eigener Sache gleich am Anfang. Heute haben wir aber anscheinend auch ein ganz interessantes Thema uns vorgenommen, denn wie ich in meinen Statistiken hier sehen kann, auf YouTube ist die Zuschauerbeteiligung schon etwas größer als bei vergleichbaren Streams, was mich sehr freut. Wir sprechen heute über Stromversorgung für Events und ich habe mir zu diesem Thema zwei Gäste eingeladen, die ich euch hier mal kurz vorstellen werde. Wir haben zur linken den Peter Rieck von Sommercable und zur rechten Julian Gabriel, der sich um Strom kümmert.
Wir haben da gerade im Vorgespräch kurz ein bisschen drüber gesprochen. Es gibt da noch nicht so richtigen Namen, was sich aber vielleicht auch nach diesem Stream durchaus ändern wird. Das ist vielleicht noch ein bisschen stiefmütterliches Thema, Strom versorgen, aber durchaus auch relevant. Da können nicht nur Technik und Maschinen zu Schaden kommen, sondern es gibt durchaus auch immer wieder Fälle von Personenschäden, die in der Presse dann immer ein bisschen untergehen. Aber ja, also man sollte da durchaus aufpassen.
Und der erste Punkt, den ich auf der Liste habe, sind überdimensionierte Anforderungen und verschwendete Ressourcen. Das hört sich ja jetzt erstmal ein bisschen kryptisch an. Ich darf vielleicht an der Stelle an Julian Gabriel übergeben, der uns dazu ein bisschen was erzählen wird.
Julian Gabriel
Naja, also wenn man sich mal diese Planung von Veranstaltungen nicht üblicherweise anschaut im Bereich Strom, dann läuft es klassischerweise so, dass es einen technischen Leiter gibt, der so vor allem jetzt im Bühnenbereich die Stromanforderungen sammelt. Und da kommt so jedes Gewerk zusammen. Der Lichttechniker oder Lichtsystem stellt seine Anforderungen, der Toner, der Rigger und so weiter. Und was man beobachtet bei solchen Planungen ist, dass im Regelfall nicht über Leistung gesprochen wird. Und wenn Leistungsangaben dabei sind, dann die eher zu unzuverlässig sind, sondern klassischerweise werden Steckergrössen zusammengerechnet, dann wird es an die Firma übergeben, die sich um die Stromversorgung kümmert und dann müssen diese Steckergrössen hergestellt werden.
Das Thema ist nur, im Regelfall werden diese Dimensionen, diese Stärkegrössen gar nicht ausgenutzt, sondern wenn man so klassischerweise auf einem Festival unterwegs ist und mal so seine Ströme misst, stellt man fest, das, was tatsächlich genutzt wird im Vergleich zu dem, was angefordert wird, kann durchaus mal 50 % Unterschied haben, auch mal dreiig, %, auch mal 80 % Unterschied. Und es ist absolut üblich, dass hinter der Bühne zweimal 500 kVa Aggregate stehen und da zittert die Stromanzeige so, sage ich mal, bei 50 oder 60 a rum. Und das Thema ist einerseits, derjenige, der das Material verleiht, der freut sich natürlich, der hat viel auf diese Veranstaltung gebracht, aber zunächst mal kostet das wahnsinnig viel Geld. Zweitens muss das Ganze nicht nur hergebracht werden und transportiert werden, sondern es muss auch auf und abgebaut werden. Und wenn wir über Aggregate reden, dann reden wir ja durchaus im Regelverlauf von Diesel oder Heizöl, das da verbraucht wird und da dann über ordentliche mehrere hunderte L.
Und im Regelfall, nicht immer, aber meistens könnte man diese Anforderungen deutlich runter reduzieren in ein Maß, das sinnvoller wäre, um sich da viel Geld und personelle Ressourcen zu sparen.
Markus Wilmsmann
Okay, also da geht es jetzt praktisch gar nicht so sehr um sicherheitsrelevante Aspekte, sondern das ist einfach tatsächlich ressourcenschonender Umgang, der bei Events in einem wirklich übertriebenen Maße oft missachtet wird. Und dann, wie du sagst, hunderte L von Heizöl, die umsonst rausgeblasen werden, falls doch noch jemand irgendwie mit einem 6000 Watt Laser um die Ecke kommt aus der Künstlerschaft, der da unbedingt die Show noch aufpeppen soll.
Julian Gabriel
Definitiv, ja. Also es hängt natürlich unter Umständen auch einfach an dem Wissen, wie viel tatsächlich gebraucht wird. Üblicherweise gibt derjenige, der diese Vorgaben macht, überlegt sich gar nicht genau, was braucht mein System, so zumindest mein Gefühl, sondern klassischerweise, es gibt bekannte Bühnenunternehmen, Bühnenfirmen, die haben immer ein Case dabei, um ihre Motoren zu steuern. Und das hat klassischerweise einen Anschluss CEE 125 a und dieser Anschluss taucht dann in den Anforderungen auch wieder auf. Und das ist schon so ein Punkt, da weiß ich schon ganz genau, also erstens, das wird nur für den Auf und Abbau gebraucht und zweitens geht es da vielleicht um Anlaufströme, aber auf gar keinen Fall um Dauerlast.
Aber dieses, naja, mein Rack hat die und die Steckergrösse, das zieht sich halt so im Regelfall durch. Was da vorne wirklich rauskommt, das ist dann eine ganz andere Frage, die entweder nicht beachtet wird oder manchmal von den Leuten, die es benutzen, auch gar nicht so eindeutig beantwortet werden kann.
Markus Wilmsmann
Okay, Peter, was sagst du denn dazu? Du bist ja heute sozusagen in deiner Rolle als Produktmanager der Firma Sommercable hier und Hersteller müssten sich doch, also ich sag’s mal polemisch freuen, wenn Ressourcen über die Gebühr eingesetzt werden, weil ja dann praktisch auch mehr Material von euch auf einer Veranstaltung unterwegs ist. Welche Erfahrungen hast du denn mit diesem Thema gemacht in deiner aktiven Zeit sozusagen, als du selber auch noch bei Events unterwegs warst?
Peter Rieck
Also die Zeit ist ja zum, wie soll ich sagen, zum Glück, zum Pech, wie auch immer schon lange vorbei. Es war, ich glaube, 2009 bin ich da komplett raus aus dem aus dem Business. Am Ende ist es halt einfach so, dass ich eben genauso wie Julian Gabriel das so ein bisschen sehe, dass das halt das Fachwissen teilweise gar nicht so richtig vorhanden ist. Bzw. Du hast in der Einladung zu dem Meeting hier jetzt immer schön geschrieben von gefährlichem Halbwissen.
Und das ist natürlich hier auch das Thema. Klar, am Ende für uns als Hersteller ist es natürlich super, wenn die Leute das Zeug einsetzen. Jetzt sind wir natürlich jetzt nicht die klassische Stromcompany und dementsprechend wäre das halt natürlich auch so ein bisschen der falsche Standpunkt. Ich meine, wir reden alle über Green Thinking und Fußabdruck. Und so weiter und so fort.
Und da passt es natürlich irgendwie überhaupt nicht in die Zeit. Und wenn man halt bedenkt, als ich ausgestiegen bin 2009, da hatten wir ja teilweise noch fette Halogen Scheinwerfer. Wir hatten wirklich große Stromverbraucher. Und wenn ich heute gerade im Lichtbereich sehe, alles auf LED Technik. Wir brauchen nur noch einen Bruchteil der Ströme, die seinerzeit benötigt wurden.
Und auch beispielsweise im Tonbereich, wenn man halt einfach sieht, welche Anschlussleistungen da gebraucht werden. Also wenn wir beispielsweise spezielle Anschlusspanels für Endstufen Racks bauen oder so, da sind zwei und dreiig a Stecker dran. Und da muss man sich natürlich schon Gedanken machen. Braucht es das wirklich? Also braucht der Verstärker wirklich diese Leistung?
Am Ende ist es ja so, gerade beim Tonbereich haben wir ja sehr starke Impulslasten und und eben nicht diese hohen Dauerlasten. Und dementsprechend, ich sehe das halt natürlich so ein bisschen auch so von der wissensdefizit Seite.
Markus Wilmsmann
Ja, aber ja, da würde ich gerne mal kurz unsere sorgsam ausgeklügelte, unseren Ablauf unterbrechen. Moment mal, was ist jetzt hier los? Julian Gabriel? Wir haben, als wir die letzte Woche gesprochen haben, hatten wir genau dieses Thema, dass die Tonfraktion regelmäßig überschätzt, welcher Verbrauch denn eigentlich bei so einem Amp am fällt. Kannst du uns dazu vielleicht kurz mal was sagen, was denn jetzt tatsächlich realistischerweise zur Verfügung gestellt werden sollte für so ein Soundsystem.
Wir hatten glaube ich den Fall von einem Mischpult Menschen, der sich überhaupt nicht darauf einlassen wollte, irgendwie den ihm zugewiesenen Strom noch mit irgendwelchen anderen Geräten zu teilen, was sich dann aber am Ende auch wieder als Überdimensionierung herausgestellt hat.
Julian Gabriel
Also natürlich, was jetzt passend ist und was nicht, das hängt explizit vom System und von der Größe ab, gar keine Frage. Üblicherweise, wenn wir aber jetzt mal ein paar Messungen betrachten, die man ja durchaus machen kann auf solchen Veranstaltungen, in der Dimensionierung Festival 15 bis 20 Besucher beispielsweise, und man misst da konkret mal die Ströme, die in die Verteiler für die Tonversorgung gehen, dann wird man da inklusive Delay Tower meistens so bei 50 bis 60 A Dauerströme landen. Also das ist unfassbar wenig. Wenn man jetzt also darüber reden würde, was ist denn wirklich ausreichend, dann wäre es schon ein CE für alles ausreichend. Gut, an die Grenze muss man jetzt nicht unbedingt kommen, da kommen wir dann noch später dazu, aber einmal 125 A ist im Regelfall absolut ausreichend.
Natürlich kann man an diesen Messungen feststellen, okay, es gibt immer wieder kurze Peaks, die Ströme können, wenn ich sie kurzzeitig betrachte, deutlich höher sein, aber das ist für die Dimensionierung der Leitung, für die Dimensionierung der Verteiler nicht die relevante Frage, denn diese Sicherungen, die dort drin sind, genauso die Kabel, haben letzten Endes eine interessante Aufgabe und ein interessantes Problem, nämlich thermische Überlast. Und thermische Überlast werde ich nicht durch ganz kurze Impulse erreichen, sondern nur durch eine lange, dauerhafte Last. Also um auf deine Frage einzugehen, im Regelfall so zwischen 60, 63 a Anschluss und 125 A Anschluss würde schon ausreichen. Das Beispiel, über das wir diskutiert haben, das war insofern interessant, dass es dabei nur um den Monitorplatz ging. Es war ein Festival in eben dieser Größenordnung und naja, ich sag mal, das war planungstechnisch schon etwas schwierig vor Ort, da gab es auch das eine oder andere Problemchen, aber auf jeden Fall hat der lokale Monitortechniker einen Anschluss 63 A bekommen für sein Pult, für seine wireless City und für sein lokales Monitoring mit Wedges.
Und es ging einfach nur um Pulte von Tour Produktionen, die darauf angeschlossen wurden werden sollten. Und er war der absoluten festen Überzeugung, dass wenn man da noch ein Pult drauf steckt, dass dieser Verteiler in sich zusammensacken wird, die ganze Stromversorgung zusammenbrechen wird. Ich weiß es nicht. Es war insofern schwierig, dann seinem Wunsch gerecht zu werden, denn man braucht ja nicht nur die Leistung, um die es jetzt gar nicht ging, sondern braucht auch Steckplätze, und Verteiler und Personal, um das ganze zur Verfügung zu stellen. Aber am Ende des Tages musste für diese Tourproduktion für zwei, drei Pulte ein extra Anschluss, auch in der Dimensionierung 63 A übrigens, zur Verfügung gestellt werden, weil er dachte, sein System wird zusammenbrechen.
Wenn wir jetzt nochmal auf die Messung zurückkommen, dass was er Monitorplatz gebraucht hat, das waren ja so 10 A. Also da sind wir dann wieder in der klassischen Frage. Naja, er war der festen Überzeugung, es geht nicht anders. Es wäre aber definitiv anders gegangen. Man hätte dann auch 20 Punkte anschließen können und naja, es war auch wieder Aufwand, das ist wieder Material, es sind wieder Ressourcen, die schlicht und ergreifend verschwendet werden, plus natürlich Nerven.
Markus Wilmsmann
Okay, das ist jetzt auch bedenken.
Peter Rieck
Ich hänge jetzt noch schnell was hinten dran. Also gerade wenn wir über moderne, beispielsweise jetzt auch audio Verstärker sprechen, da ist es ja so, dass gerade diese großen Impulsgeschichten, also wo halt mal wirklich sehr viel Strom gebraucht wird, wird ja in der Regel halt vom Netzteil abgefedert. Das heißt, grundsätzlich gibt es bei Audio dieses Thema Crestfaktor, da kann man auch drüber lange philosophieren. Ich weiß nicht, ob das jetzt hier hinpassen würde, aber tatsächlich ist es so, dass die Netzteile in den Verstärkern tatsächlich dafür da sind, um im Prinzip diese Spitzen abzufedern. Das heißt, da sind sehr viele Kondensatoren eingebaut, die da halt tatsächlich in der Lage sind, in kürzester Zeit den gespeicherten Strom abzugeben, um eben genau diese Impulse zuzulassen.
Und das ist primär natürlich jetzt, ich sag mal, bei tiefen Frequenzen so, dass halt auch sehr viel Energie gebraucht wird. Aber im mittleren und oberen Frequenzbereich ist es natürlich im Vergleich völlig lächerlich.
Markus Wilmsmann
Okay, ja, kommen wir zum nächsten Punkt vielleicht in unserer Aufzählung, die Überschätzung von Leistungskapazitäten und Verteilern. Das ist ja dann so ein bisschen paradox. Auf der einen Seite hat jeder Angst, dass er nicht genug vom Stromkuchen abkriegt und auf der anderen Seite wird dann aber wieder zu viel Strom durch die durch die Leitungen geblasen. Wie muss ich mir denn das vorstellen? Wo liegt denn hier die Krux an der Geschichte?
Julian Gabriel
Ja, da steige ich ein bisschen wahrscheinlich mal zu ein. Ja, das hört sich durchaus paradox an, dass ich auf der einen Seite behaupte, alles ist überdimensioniert und jetzt gleichzeitig begrenzt behauptet, Teile sind unterdimensioniert. Das hängt damit zusammen, dass ich im einen Fall das Gesamtsystem betrachte. Also die Überdimensionierung hängt im Regelfall mit dem Gesamtsystem zusammen. Die Unterdimensionierung, da reden wir dann eher wieder über einzelne Leitungen.
Wie kommt das jetzt zustande? Naja, klassischerweise, wenn man schon die Steckergrössen kennt, dann wird ja immer schon gesagt, okay, welche Ströme können darüber fließen? Üblicherweise sind bei uns in der Branche natürlich auch noch Powerlock Stecker üblich. Die gibt es auch in verschiedenen Dimensionen, verschiedenen größen, aber in den Umgebungen, wo ich tätig bin, im Regelfall 315 A, 400 A sagt man, sind die belastbar. Und wenn man sich jetzt mal, es gibt hunderte Tabellenbücher, wo man solche Strombelastbarkeiten von Leitungen herauslesen kann in der Elektrotechnik, auch in der Veranstaltungstechnik, sich das mal anschaut, dann wird man da ganz interessante Zahlen finden, die genau zu dem passen, was wir anwenden täglich.
Naja, nämlich so ungefähr 60 A über ein 16 Quadrat Kabel. Wenn man sich auch mal diese Tabellen genauer anschaut, dann sind die für gewisse Rahmenbedingungen ausgelegt. Nämlich erstens für spezielle Temperaturen, im Regelfall 25 Grad, dreiig Grad nehmen meistens diese Tabellen an. Und zweitens ist auch noch ein Faktor, wie lege ich die Leitung? Lege ich sie im Erdreich, lege ich sie in der Luft, lege ich sie auf der Wiese und lege ich viele Kabel nebeneinander?
Und wenn man sich jetzt mal die Rahmenbedingungen vor allem in der Open Air Festival Saison mal anschaut, dann sind wir weit von dreiig Grad entfernt. Naja, es passiert ganz oft, dass man solche einzelnen Kabel dann über einen Asphaltweg legt, die Sonne brennt, es hat eine Lufttemperatur von dreiig Grad und wenn man dann aber mal den Asphalt anfasst, dann stellt man fest, es sind nicht dreiig Grad, es sind auch nicht 40 Grad, sondern es ist schon deutlich mehr. Da sind wir vielleicht schon bei 50 oder 60 Grad. Und die maximale Leittemperatur hängt natürlich immer vom Hersteller ab, liegt so im Regelfall bei 70 °C, so die meisten Produkte. Und das, was der Strom im Regelfall ja macht, ist die Leitung zu erwärmen.
Und ich habe, wenn meine Leitungstemperatur schon bei 60 Grad liegt, meinetwegen auch 50 Grad, definitiv nicht mehr die Kapazitäten übrig, um den Wärmeaufnahme von 60 A noch mal zu realisieren. Das heißt also, da muss man schon deutlich überdimensionieren, um einfach nur eine thermische Überlastung, rein durch Sonneneinfluss verursacht, naja, zu umgehen. Und das passiert an Kabeln, das passiert aber auch ganz klassisch an Verteiler. Verteiler sind meistens schwarze Gummiverteiler, die ziehen das Sonnenlicht an. Oder auch ganz gerne mal so Stahlschränke, wenn man die schon im Sommer mal aufmacht, da ist es richtig heiß innen drin.
Und ich darf nochmal einen Hinweis geben, wer dann glaubt, über so ein Powerlock Kabel sind 300 A, 315, gar kein Problem. Wenn man dann mal im Sommer dasteht auf so einem Asphaltweg und das mal anfasst und mal so 252 A drauf hat, dann merkt man schon vom Gefühl her, Wow, jetzt wird es richtig heiß, es fängt alles an zu vibrieren und dann ist die Grenze aber auch erreicht. Vor allem in der Lichtfraktion ist es dann üblich, dass man halt ein bisschen mehr über diese Leitungen schlägt, als sie in diesem Moment können, rein bedingt durch thermische Effekte meistens.
Markus Wilmsmann
Okay, Peter, was kannst du da aus Herstellersicht dazu sagen? Ist das klingt schlüssig für dich? Ich bin ja hier die Fraktion gefährliches Halbwissen. Ich muss ja euch praktisch immer gegenseitig euch prüfen lassen, was denn so Phase ist.
Peter Rieck
Also schlüssig ist das, wie gesagt, keine Frage. Was man halt dabei auch sehen kann, ist halt gerade diese Temperaturthematik wird halt oftmals einfach gar nicht berücksichtigt. Das ist ja letztendlich das, was Julian Gabriel schon sagte, weil die, wie soll ich sagen, es ist halt viel schöner, wenn man das irgendwie am grünen Tisch so schön zusammenschreiben kann und muss sich um eben genau diese Punkte keine Gedanken machen, weil da kommen ja dann auch noch andere Fakten hinzu, wie Leitungslänge, die ja auch noch einen nicht unerheblichen Faktor spielt, weil wenn ich halt betrachte, das ist ja im Prinzip einfaches ohmsches Gesetz, was auf der Leitung passiert. Das heißt, abhängig von der Leitungslänge steigt mein Leiterwiderstand und dadurch steigt natürlich auch die anfallende oder abfallende Spannung sozusagen, die dann in der Leitung in Wärme umgesetzt wird. Und da ist natürlich das Thema, dass das schnell sehr spannend werden kann.
Da gibt es ja auch so diese Klassiker wie über eine über eine CE Leitung, also drei Phasen damit einer unsymmetrischen Phasenlast zu arbeiten. Das heißt, ich habe beispielsweise zwischen zwei Phasen eine wesentlich höhere Belastung als auf der dritten Phase. Das führt dann halt dazu, dass der Neutralleiterstrom ansteigt und dann brennen halt im schlimmsten Fall im Steckverbinder die Kontakte weg oder noch viel schlimmer, die Leitung nimmt Schaden oder sonst irgendwie sowas. Das sind auch so Klassiker. Ich sage nur Plugboxen und defekte Schukos da drin, weil halt die Stecker festgebacken sind oder so.
Das sind alles Dinge, die wir schon alle erlebt haben. Und das ist natürlich auch so ein bisschen darauf zurückzuführen, weil wir halt an der Lastgrenze des ganzen Systems da irgendwie ist und das halt vielleicht mangels Wissen oder auch manchmal mangels Zeit im Stress vielleicht so ein bisschen aus den Augen verliert.
Markus Wilmsmann
Ja, festgebackene Schukostecker ist ein guter Übergang zum nächsten Punkt. Da können wir jetzt vielleicht mal so zwei, drei Schauergeschichten erzählen. Wir sprechen über Gefährdung von Personen, z.B. durch Leichtfertigkeit, sowie offensichtliche Fehler und Pfusch. Und da habt ihr beide bestimmt die eine oder andere gute Geschichte auf Lager.
Aber ist es denn mal naiv gefragt, es gibt doch aber Schutzmechanismen. Also im Haushalt kennt man das ja so, wenn irgendwo ein Kurzschluss entsteht, zack, fliegt die Sicherung raus. Aber auf der anderen Seite gibt es ja, wie gesagt, wie ich eingangs erwähnt habe, durchaus auch Personenschäden. Was ist denn so der häufigste Fall von Leichtfertigkeit, frage ich einfach mal so.
Peter Rieck
Aus meiner Sicht, das ist ja so eines dieser großen Themen, ist das vielfach auch nicht vorhandenen Potenzialausgleich zurückzuführen. Das sind also auch aus meiner Sicht die Dinge, die halt oftmals zu Personenschäden führen. Also diese Horror Stories, die man da hört, der Sänger berührt mit seiner schweißnassen Lippe das Mikrofon und bekommt irgendwie letztendlich Ströme ab. Das ist halt oftmals darauf zurückzuführen, dass halt einfach der Potenzialausgleich im gesamten Konstrukt, Bühne, elektrische Umgebung und so weiter, nicht vernünftig ausgeführt ist. Und das ist genau die Sache im Heimbereich.
Also wenn man jetzt gerade Hausinstallationen sieht, da habe ich immer irgendwo meinen Fundamenter da, an dem ist halt im Prinzip das Potenzial des gesamten Hauses angeschlossen und das ist halt auch eingebunden. Das heißt die Heizungs und Wasserversorgungsrohre, also alles was elektrisch leitfähig ist, ist damit integriert. Die Badewanne ist beispielsweise angeschlossen im richtigen Fall. Und da habe ich natürlich die Situation, dass dann der Personenschutzschalter in dem Moment, wenn irgendwas technisch nicht in Ordnung ist, halt einfach dafür sorgt, der fällt halt einfach raus, ab 30 mA und dadurch ist diese Sicherheit gegeben. Wenn ich jetzt aber einfach davon ausgehe, einfaches Beispiel Bühnenkonstruktion, die Bühne an sich ist nicht im Potenzialausgleich eingebunden, ist auch somit natürlich nicht geerdet.
Worst case Szenario, jetzt habe ich von irgendeinem Mucker ein defektes Schaltnetzteil da irgendwo rumliegen, was tatsächlich auch keinen Erdungsanschluss hat, weil viele Schaltnetzteile haben keine Erdungsanschlüsse, kann das natürlich ganz schnell passieren, dass die Bühnenkonstruktion tatsächlich im schlimmsten Fall unter Spannung steht. Und wenn jetzt halt irgendwo der Strom fließen kann, sei es durch den menschlichen Körper oder durch irgendwas anderes, dann fließt der Strom natürlich und der sucht sich halt immer den Weg des geringsten Widerstandes. Und das ist halt einfach die große Gefahr dabei. Und deswegen bin ich halt so ein Fürsprecher dafür, dass man halt gerade um diese Thema, um dieses Thema Potenzialausgleich, das wird halt oftmals so ganz beiläufig immer so betrachtet und mitgemacht, dass man da sich eigentlich mit einer wesentlich höheren Akribie, mit einem wesentlich mehr Fokus darauf konzentrieren sollte, weil da natürlich wirklich ganz, ganz viel, ja, Gefahr besteht, wenn man da nicht sauber arbeitet.
Markus Wilmsmann
Julian, du hast doch bestimmt auch die eine oder andere gute Geschichte auf Lager zum Thema Pfusch, Leichtfertigkeit und so weiter. Und vielleicht mal ganz kurz, Potenzialausgleich meint nichts anderes als Erdung, oder? Also ich ramme irgendwas in die Erde, wo ich dann das Kabel dranhänge, die Bühne dran stecke. So stelle ich mir mit meinem gefährlichen Halbwissen Potenzialausgleich vor. Da geht es aber wahrscheinlich schon los mit der Gefahr.
Peter Rieck
Willst du, Julian, oder?
Julian Gabriel
Okay, dann übernehme ich kurz. Naja, also definitiv, es gibt erstmal einen Unterschied zwischen Erdung und Potenzialausgleich, ganz klar. Vielleicht müssen wir das jetzt nicht über lange diskutieren, denn da könnten wir allein schon einen Stream über 5 Stunden darüber machen. Aber Fakt ist erstmal, Potenzial ist erstmal, naja, eine Ansammlung von Elektronen, wenn wir es physikalisch werden müssen. Und am Ende des Tages kann ich an unterschiedlichen Stellen unterschiedliche Potenziale messen.
Potenzialausgleich heißt einfach nur, dass ich zwei unterschiedliche Objekte, die leitfähig sind, miteinander verbinde, sodass unterschiedliche Ladungen sich ausgleichen können und am Ende des Tages dasselbe Potenzial herrscht. Nur weil ich das gemacht habe, heißt es aber noch lange nicht, dass das eine Verbindung zur Erde hat, denn die Erde hat auch ein Erdpotenzial. Und zweitens, selbst wenn ich es mache, heißt es auch noch lange nicht, wie gut dann, ich sag mal, so einen 20 cm runden Erdnagel in den Boden stecken. Das macht man mal ganz gerne, aber wird dann feststellen, wenn man dann mal Messungen macht und feststellt, okay, wie groß ist denn der Widerstand zur Erde? Der ist viel, viel, viel höher, als man glaubt.
Dementsprechend sind es zwei sehr unterschiedliche Dinge. Aber ich würde es mal beim Potenzialausgleich und Erdung jetzt mal kurz an dieser Stelle belassen. Deine Frage war ja doch offensichtlich Fehler und Pfusch. Also ich sag mal so, glücklicherweise stellt man fest, dass ich zumindest, dass die Fehler in der Veranstaltungstechnik, und es geht ja mehr darum, meistens nicht ganz so offensichtlich sind wie in der Gastronomie. Wenn man sich um die Stromversorgung auf so einer Veranstaltung in der Gastronomie kümmert, da ist schon ganz offensichtlich, da fängt es an mit irgendwelchen nicht dichten Dreifachsteckern, die im Regen liegen.
Ja, und wenn es regnet, dann kann man da auch unter Umständen eine gefährliche Spannung abbekommen. Häufig kommt dann die Aussage, naja, Regenwasser leidet ja nicht. Doch, das tut es definitiv. Und sicherlich gibt es dort einen Mechanismus, der Personenschutzschalter, der dafür sorgt, dass wenn ich das anfasse, entsprechend die Spannungssorgung abgeschalten wird. Aber erst einmal ist das eine Gefahr, in die ich mich begebe, ohne dass es sein muss.
Und zweitens muss man ja auch immer daran denken, auch so ein Personenschutzschalter hat eine gewisse Auslösezeit. Auch wenn er korrekt vermessen wurde, macht er das nicht korrekt. Und auch in dieser kurzen Auslösezeit kann es, wenn ich herzschwach bin oder gesundheitlich angeschlagen bin, auch gesundheitliche Konsequenzen geben. Genauso sieht man in der Gastronomie ganz schlimme Dinge, Kabel, wo die Kupferlitzen rausschauen, die irgendwie zusammengezwirbelt sind und mit Isolationsband noch umhüllt. Aber glücklicherweise, wie gesagt, sieht man das in der Veranstaltungstechnik eher selten, weil die Firmen ja tatsächlich auf die Technik spezialisiert sind.
Da ist es dann nicht ganz so offensichtlich. Aber wenn wir jetzt mal beim Thema Potenzialausgleich bleiben, wie Peter Rieck ja schon sagte, naja, das wird öfter mal so stiefmütterlich behandelt, aber meistens wird es dann doch irgendwie gemacht. Der Punkt ist nur, meistens, wenn ich jetzt an eine klassische Traverse denke, die hängt an einem Motor oder Motoren, wird bestückt mit irgendwelchen Lampen, dann ist es im Regelfall das vorgehen so, naja, diese Traverse wird bestückt, Lakas kommen rein, Blackboxen kommen rauf, alles wird getestet, dann wird die Traverse hochgefahren und am Ende des Tages macht man irgendwann, wenn man mal Zeit hat, diesen Potentialausgleich hin. Aber wann ist denn der relevante Zeitpunkt? Wann ist denn die Gefahr am größten, dass ich eine gefährliche Spannung auf dieser Traverse habe?
Naja, dann, wenn ich an den Geräten arbeite, dann wenn ich die Leitungen verlege, dann wenn ich an dieser Traverse arbeite, wenn die dann nachher auf 10 m Höhe hängt, dann ist der Potenzialausgleich zwar ganz nett und im Prinzip auch notwendig, aber in aller Regel wird das niemand mehr anfassen, sondern relevant ist dieser Potenzialausgleich beim Aufbau vor allem und beim Abbau. Und meistens ist es das Letzte, was rankommt und das erste, was wieder wegkommt. Und das ist schon etwas halboffensichtliches, aber es ist schon unter Umständen gefährdend.
Markus Wilmsmann
Da muss ich ja jetzt aber im Prinzip auch sehr froh sein, dass du hier zu mir in die Sendung gekommen bist und mir das erzählst, weil ich kann mir vorstellen, wenn man dann so als Strombeauftragter über so eine Bühne Bühne marschiert und so was von sich gibt, dass man da jetzt nicht unbedingt in lachende Gesichter blickt und die sagen, ja stimmt, Mensch, danke, dass du es uns sagst, weil die machen das ja dann oft. Das wird ja dann schon immer so gemacht wahrscheinlich.
Julian Gabriel
Das wird schon immer so gemacht und da bekommt man die eine oder andere Diskussion, die manchmal schwierig sein kann. Man muss natürlich auch immer abwägen, was a die Zuständigkeiten angeht, b wie gefährlich ist es gerade wirklich? Wie wird daran gearbeitet? Aber lachende Gesichter sind nicht unbedingt der Alltag als Stromer. Und vor allem, wenn man so ich mal jetzt nicht als weißhaariger älterer Herr daherkommt, ist es dann noch mal ein bisschen schwieriger, weil das haben wir schon immer so gemacht, ist ein Spruch, der kommt häufig daher und es ist nicht immer einfach, die Leute davon überzeugen.
Definitiv.
Markus Wilmsmann
Okay. Peter, du wolltest auch noch eine Anmerkung loswerden vorhin.
Peter Rieck
Tatsächlich hat Julian Gabriel das meiste gesagt. Also im Grunde genommen geht es ja auch da beim Personenschutz ja nicht zwingend um Zuschauer, sondern es geht ja um jedwede Personen. Deswegen dieser Hinweis während auf und Abbau, also in den Momenten, wo es halt wirklich am kritischsten ist, weil die Zuschauer fassen nun mal nicht an die Traverse. Das ist natürlich schon ein wichtiger Faktor. Und man muss halt berücksichtigen, ich brauche nur ein defektes Gerät zu haben, also bei dem halt beispielsweise die Elektronik, Netzteil einen Schaden hat oder sonst irgendwas.
Und dann kann das mir natürlich das ganze Ding da zerhauen und im schlimmsten Fall dafür sorgen, dass ich einen ins Krankenhaus liefern muss. Und das ist halt natürlich das große Thema, was man einfach gar nicht unterschätzen darf. Und aus meiner Sicht ist es halt so, ich kenne es jetzt halt nur von den Kunden. Es gibt halt Baustellen, da ist es völlig normal, dass da Leute für abgestellt werden, dass das mit dem Strom vernünftig gemacht wird. Da werden teilweise sogar Schleifenwiderstände gemessen.
Es wird halt einfach korrekt aufgebaut, weil im Grunde genommen ist ja so eine Installation ja auch immer eine elektrische Anlage in Anführungsstrichen. Das heißt, im Grunde genommen muss ich eigentlich, wenn ich irgendwo temporär was aufbaue, sogar eine Richtererklärung machen, ich muss das Ganze dokumentieren und so weiter und so fort. Und wenn wir da natürlich mal ehrlich sind, wird das in den allerwenigsten Fällen, bestes Beispiel Stadtfestbühne oder sonst irgendwie sowas, lässt sich das abbilden, weil es personell und budgetmässig gar nicht abbildbar ist. Nichtsdestotrotz muss man natürlich dann vorsichtig sein und einfach schauen und sensibilisieren, wo man drauf achten sollte und wie man darauf achten sollte.
Markus Wilmsmann
Okay, ja, kommen wir zum Thema Prüfungen. Die habe ich hier noch auf der Liste stehen, egal ob DGUV A oder VDE 600. Was wird denn da genau geprüft und was kann man denn damit schon im Vorfeld verhindern?
Peter Rieck
Also die DGUV A ist im Grunde genommen natürlich eine Prüfung, die eigentlich jeder kennen sollte. Ich denke, dass das auch in der Branche mittlerweile doch sehr bekannt ist. Oftmals ist es ja so, dass das sogar im Haus geprüft wird, weil man halt beispielsweise auch da die Prüfintervalle über die Rental Software irgendwie abgebildet bekommt und halt die Messkiste irgendwie angeschlossen hat. Die DGUV A Prüfung sollte man halt auch schon mit einer gewissen Sorgfältigkeit ausführen. Das ist halt sehr wichtig, weil da gibt es halt immer noch so diese eine Anekdote von einem großen Rundfunkhaus, wo über viele Jahre Geräte geprüft wurden, aber nicht die Anschlussleitung.
Und dann hat man irgendwann die Anschlussleitung mal geprüft und dann wurden mehrere tausend Kaltgerätekabel, also diese klassischen Schuko auf Kaltgerätebuchse aussortiert, weil die Schutzleiter eben alle durch die Prüfung gefallen sind, weil die halt einfach zu hoch um ich waren. Und das ist halt so ein Thema, was nutzt es, wenn das Gerät funktioniert, wenn aber die Anschlussleitung letztendlich ein Problem mit sich bringt. Und da muss man natürlich aufpassen. Und das sind ja in der Regel verspritzte Anschlusskabel, wenn man jetzt noch mal auf das Kaltgeräte Kabel geht, das heißt, da kann ich ja gar nicht reinschauen. Das heißt, ich kann auch da nichts instandsetzen.
Das heißt, das Ding wird entsorgt nachher am Ende. Und so ist es natürlich, wie soll ich sagen, nichts, was bei einer Sichtprüfung, die oftmals sehr schnell im Alltag irgendwie abgehandelt wird, auffallen kann. Und somit, da muss man halt schon ein bisschen aufpassen. VDE Teil 600, das ist ja, da geht es ja um Anlagensicherheit und so weiter, das ist halt noch ein bisschen komplexer. Da geht es ja eigentlich darum, dass ich halt meine Verteiler, wo Automaten drin sind und so weiter, natürlich auch mit einer gewissen Regelmäßigkeit prüfen muss.
Aber da muss ich sagen, aus meiner persönlichen Erfahrung heraus machen das die allerwenigsten, einfach aufgrund der Tatsache, dass halt da ja auch etwas teurere Messtechnik für erforderlich ist. Das kannst du nämlich eben nicht mit so einem A Messkoffer mit messen.
Julian Gabriel
Naja, es kommt darauf an, welche Prüfungen wir jetzt betrachten. Also wenn wir jetzt erstmal auf die Geräteprüfungen eingehen, wie es Peter Rieck auch schon gerade erzählt hat, das ist ja zunächst mal was, das kommt immer entweder von entsprechenden Companies, diese Geräte, die eingesteckt werden, oder auch von Gastronomen. Klassischerweise in der Veranstaltungstechnik ist bekannt, dass man diese Prüfungen machen sollte. Sie werden auch an vielen Stellen, sage ich mal, naja, sie wurden mal vor ein paar Jährchen gemacht, die ein oder andere aufmerksame Firma macht es auch regelmäßig. Das Thema ist aber, wie Peter schon gesagt hat, naja, diese Prüfung sollte man auch sehr aufmerksam machen und es gibt mehr als genug Unternehmen, die wiederum andere Unternehmen beauftragen, diese Prüfung vorzunehmen.
Wenn man so ein bisschen in die Praxis reinschaut, dann scheint das so ein bisschen eine Lizenz zum Gelddrucken zu sein, weil da des öfteren eigentlich völlig inkompetentes Personal hingeschickt wird, um diese Prüfung zu machen. Da wird zum Prüfgerät hingestellt und da wird auf den Knopf gedrückt und heißt, naja, leuchtet es grün, ist alles super, leuchtet es rot, ist es nicht super. Ganz so einfach ist diese Geschichte nicht. Da gibt es vieles zu beachten und eine der wichtigsten Dinge bei dieser Prüfung, was meistens vergessen wird, ist eigentlich erstmal die Sichtprüfung. Aus meiner Erfahrung kann man diese Sichtprüfung die meisten Fehler schon aussortieren.
Da geht es um defekte Isolierungen von Kabeln, um Anschlussleitungen, wo schon die Adern rausschauen und so weiter. Schon das kann man aussortieren und das muss man sehr aufmerksam machen. Und deshalb, weil das oft nicht aufmerksam gemacht wird, kommen da öfter geprüfte Geräte vor, die eigentlich gar keine Prüfaufkleber hätten bekommen sollen, weil sie die Anforderungen gar nicht erfüllen. Da muss ich jetzt auch wieder ein Gastronomiebeispiel nennen, deshalb, weil es jetzt erst drei Tage alt ist bei mir, Festival Gastronomie, Fritteusen, die auch alle einen Prüfaufkleber hatten, aber tatsächlich, und das hat man erst während der Veranstaltung festgestellt, mit falschen Steckergrössen bestückt waren. Die Steckergrössen waren eine Nr.
Zu klein als die Leistung. Das ist natürlich etwas, das kann jemand, der dieses Gerät mal so kurz nebenbei prüft, auch gar nicht feststellen. Da muss man sich schon ein bisschen mit der Thematik beschäftigen, was jetzt die VDE Prüfungen angeht. Das wird leider noch seltener gemacht, ist dann aber auch etwas, wo man im Regelfall Fachfirmen beauftragen sollte, die das auch wirklich können, deren täglich pro das ist jetzt muss man sich vorstellen. Naja, jede Veranstaltungsfirma, die einen Verteiler mitnimmt, mit einem Personenschutzschalter, mit Sicherungsautomaten und diesen Verteiler irgendwo einsteckt, errichtet zu teilen eine Anlage neu.
Definitiv. Egal wie wenig das ist. Und jetzt müssen diese Schutzeinrichtungen auch geprüft werden. Warum muss ich die prüfen? Naja, ich kann die zwar schon mal im Lager geprüft haben, aber ich muss immer bedenken, dass a der allergrößte Feind Transport dazwischen stattgefunden hat und b, dass die Rahmenbedingungen, nämlich das Netz, an das ich das anschließe, ganz andere sein können.
Also wenn wir über solche, gerade solche Geschichten wie Potenzialausgleich reden, Erdungswiderstand und so weiter, der kann vollkommen anders sein, der kann auch total schlecht sein. Und ich merke das gar nicht, wenn ich diese Prüfung vor Ort nicht realisiere. Nur weil ich im Lager gesagt habe, die Verteiler funktioniert super, heißt es noch lange nicht, dass er das vor Ort tut. Und es gibt mehr als genug Beispiele, wo ich festgestellt habe, dass auch Schutzeinrichtungen nicht funktioniert haben von Verteilern, die geprüft waren vor zwei Wochen. Aber allein durch Transport sind irgendwelche Schrauben gelöst worden, Kabelverbindungen waren lose und sofort hat man das Problem.
Und wenn man das nicht prüft, dann hat man unter Umständen personengefährdende Probleme.
Markus Wilmsmann
Okay, also der Rat wäre dann noch.
Peter Rieck
Eine Sache von unserer Seite als Hersteller jetzt halt nicht. Also VDE Teil 600, da ist es so, dass wir tatsächlich jeden Automaten prüfen. Wir haben so eine Prüfstrasse, wo wir wirklich jeden Automaten prüfen, ob das Auslöseverhalten in Ordnung ist und so. Da haben wir also auch schon wilde Dinge erlebt, dass der Automat halt in der Regel zu früh auslöst, also zu empfindlich ist. Aber auch a Prüfung.
Bei uns ist das dann nicht die A Prüfung, sondern das die VDE, weil wir halt Hersteller sind sozusagen. Ist aber inhaltlich das Gleiche. Wir deswegen direkt die Info. Wir dokumentieren die Prüfung an sich nicht. Wir dokumentieren natürlich nur, wer die Prüfung bei uns im Haus durchgeführt hat und es wird halt nur positiv geprüfte Ware verschickt.
Das ist selbstverständlich. Aber am Ende, selbst wenn wir positiv geprüfte Ware verschicken, haben wir natürlich den Versandweg dazwischen. Und bestes Beispiel Wareneingang bei irgendeinem Kunden, da wird halt mit dem Cuttermesser das Paket aufgeschrieben und schwuppdiwupp ist im schlimmsten Fall ein Cut in der Leitung, vielleicht auch nur ein sehr feiner, den man im ersten Moment nicht sieht. Da kommt niemand aus der Verantwortung raus. Wichtig ist halt grundsätzlich, dass diese Prüfung in jedweder Form und man mindestens diese Sichtprüfung sehr regelmäßig stattfinden muss, weil eben genau da ist natürlich ganz große Gefahr drin gegeben.
Und dazu kommt und deswegen kommen wir zum Thema, das gilt ja nicht nur für die Veranstaltungstechniker oder auch die Gastronomen, sondern es gilt ja im Prinzip für jeden, der professionell, also der sein Geld damit verdient, bezeugt, durch die Geldgeschichte zu fahren. Also eigentlich auch der Alleinunterhalter, der sein Keyboard mit Strom versorgt, der ist also auch dazu verpflichtet. Das muss man ganz klar immer wieder sagen, weil viele Leute denken immer so, dass das gilt nur für die für die großen Companies. Das stimmt überhaupt nicht. Und man sieht es ja auch wirklich in jedem Hotel.
Der Föhn und der Fernseher und die Nachtsichtlampe und so weiter. Da sind wir wieder bei dieser Gelddruck Thematik. Da ist das natürlich auch sehr ausgeprägt. Und deswegen, das gilt wirklich für jeden. Und das muss man wirklich auch vielleicht noch mal da in die Köpfe der Leute bringen.
Markus Wilmsmann
Wobei es natürlich vielleicht schon Sinn machen würde, unter Umständen Geräte, die regelmäßig bewegt werden, die viel mobil unterwegs sind, dann noch einfach ein bisschen genauer zu betrachten als ein Fernseher, der einmal ins Hotel gehängt wird und da dann hängt. So um einfach auch dieses Argument ja, die wollen ja hier nur ihre Gelddruckmaschine füttern, ein bisschen aus dem Weg zu räumen.
Peter Rieck
Ja, aber die die Anschlusskabel, wenn die halt tatsächlich sind wir wieder bei diesen IEC Kabeln vergossener Stecker. Du hast du hast nie die hundertprozentige Garantie, dass nicht doch irgendwelche Korrosion im Inneren des Steckverbinders stattfindet, auch nicht im Hotelzimmer. Ja, also auch wenn das Ding ortsunveränderlich in Anführungsstrichen eingesetzt wird. Es gibt keine hundertprozentige Garantie und ich würde meinen Kopf niemals für irgendwelche Kabel herhalten, die irgendwo in China zusammengebrochen raten werden.
Markus Wilmsmann
Verständlich. Wir haben jetzt Fragen reinbekommen und an der Stelle auch noch die Aufforderung an meine Zuschauerinnen und Zuschauer, wenn es Fragen gibt, schreibt ihnen Live Chat Lost Place Michael 2022 schreibt, ob als Kinderschutz oder für ältere Leute ein Warnungsschild hingeklebt werden kann, wo man drauf schreibt bitte nicht anfassen oder ob Zäune drumherum gestellt werden sollen. Michael, vielleicht kannst du uns das noch mal in den nächsten Minuten als Frage formulieren. Ich weiß jetzt nicht genau, wo es rausgeht, aber wir haben auch Gurkensalat, der hat eine sehr konkrete Frage. Wie sieht es mit Verteilern aus, wo eine CEE 16 Dose mit drei einpoligen Alice abgesichert ist?
Diese widersprechen doch genau genommen der Vode Thema allpoliges Abschalten von Drehstromsteckdosen. Ich habe es vorgelesen, kein Wort verstanden, aber genau dafür habe ich mir ja Peter Rieck und Julian Gabriel eingeladen. Könnt ihr damit was anfangen?
Peter Rieck
Im Grunde genommen genau das, was ich eben schon mal erwähnt hatte. Die Gefahr bei so einem Verteiler ist halt grundsätzlich, wenn ich jetzt eine unsymmetrische Belastung auf diese drei Phasen bringe, dann könnte es halt sein, dass beispielsweise ich ziehe über zwei Phasen jeweils 16 A, laste den Stecker aus und auf der dritten Phase ziehe ich gar nichts. Dann führt das halt einfach stumpf dazu, dass der Neutralleiter nicht ganz zwei und dreiig A, aber der muss halt deutlich mehr Strom weg transportieren und dann habe ich halt natürlich die Gefahr, dass mir da irgendwelche Schäden entstehen und dementsprechend ist das natürlich schon eine gewisse, ja, eine gewisse Problematik, die da entstehen kann, ne. Und dementsprechend ist das halt mit diesem allpoligen Abschalten oder ich, allpolig ist ja eigentlich der neutrale damit gemeint, aber das dreipolige Abschalten, also das im Prinzip alle drei Phasen auf einen Schlag abgeschaltet werden, dann da natürlich schon relevanter. Aber aus meiner persönlichen Erfahrung heraus ist das aber gängige Praxis, dass es mit einzelnen Automaten gemacht wird.
Julian Gabriel
Ja, ich würde noch gerne dazu sagen, es kommt natürlich darauf an, wie diese Verteiler konkret aufgebaut ist. So wie ich die Frage verstanden hatte, ist das ein Verteiler mit Schuko abgängen und wenn ich einen Verteiler nur mit Schuko abgängen habe und nicht mit einem CEE Stecker, dann widerspricht es erstmal nicht den Vorgaben. Denn was macht denn dieser Sicherungsautomat? Er ist letzten Endes, es ist ein Leitungsschutzschalter, er ist dafür da, um Überlast von Leitungen und Steckern zu schützen. Und wenn ich an einer Schuko Steckstosse, sprich an einer Phase, eine Überlast habe und sich dieser Automat dann auslöst, dann habe ich diese Leitung geschützt, ich habe den Stecker geschützt und es gibt zunächst mal gar keine Notwendigkeit, die anderen Schuko Steckdosen abzuschalten.
Also zunächst mal muss man sagen, es ist kein Personenschutz, sondern ein Leitungsschutz. Und da es nur um diese Einzelleitung geht, nur um diesen Stecker, der dann überlastet wird, widerspricht es dann auch keinen Regeln aus meiner Sicht und vor allem ist keine Gefährdung in irgendeiner Weise vorhanden.
Peter Rieck
Okay, ich weiß ja auch in dem Moment, wenn ich jetzt mit dem dreiphasigen Steckverbinder wiederum arbeite und habe da beispielsweise einen Motor dran, der drehfeldabhängig ist und dann habe ich das Problem, dass nur eine Phase beispielsweise abschaltet da ist es nämlich sehr wichtig, dass ich drei, also alle drei Phasen auf einen Schlag abschalte. Dann habe ich im schlimmsten Fall halt 400 V auf dem Motor, auf einer Windung und dann brennt mir der Motor ab. Also ist mir persönlich tatsächlich bei meinem Kompressor hier bei uns in der Werkstatt schon mal passiert, weil er, weil der Schütz unten, also auf zwei Kanälen geklebt hat und dadurch ist dann der Motor seinerzeit abgebrannt. Also die Motoren können das nicht abhaben. Deswegen ist gerade, wenn ich einen dreiphasigen Abgang wieder habe, ist da schon wichtig, dass ich im Prinzip diese drei Phasen auf einem kombinierten Automaten.
Markus Wilmsmann
Okay, super. Vielen Dank dafür. Gibt es jetzt noch Fragen? Also wenn wir noch mal kurz auf Lost Place Michael 2022 eingehen wollen. Ich gehe im Prinzip aber davon aus, dass alles, was irgendwie gefährlich sein könnte, sowieso nichts im Publikumsbereich zu tun hat.
Also dass da niemand mal schnell vom Publikum an den Sicherungskasten gehen kann und da reinschauen ist. Da steht dann vielleicht ein Getränk drin oder so. Und dass man da jetzt also sowieso nicht irgendwie dann noch was absperren oder absichern muss, weil im Publikumsbereich sowas alles nichts zu tun hat, zu suchen hat.
Julian Gabriel
Naja, Jein. Also was klassischerweise denn passiert, gerade an Festivalsituationen ist, wo kommt der Strom denn für den FOH her? Naja, von der Bühne in aller Regel. Und dieses Kabel läuft von der Bühne durch den Publikumsbereich durch zum FOH. Es gibt natürlich mehrere Schutzmechanismen, die da dazwischen sind.
Erstens mal hat das Kabel eine doppelte Isolierung und in aller Regel liegt es dann auch noch in Überfahrrampen drin oder sowas. So dass zunächst einmal dieses Kabel vor mechanischer Belastung gestützt ist, definitiv. Aber wenn wir mal ehrlich sind, ist diese Kabelbrücke werkzeuglos zu öffnen? Ja, natürlich. Also ein Publikum könnte da rankommen und wenn sich jemand dazu entscheidet, ich weiß nicht, sein Messer rauszuholen und diesen Kabel rumzusägen.
Und das klingt jetzt zunächst einmal nach einem utopischen Beispiel, aber auch solche Dinge gibt es. Naja, zu 100 % geschützt ist es dann doch nicht. Die Frage ist, was ist die Alternative? Im Grunde hat der Veranstalter und derjenige, der diese Stromversorgung dann gelegt, sein Bestes getan, um die Leute davor zu schützen, eine Gefahr ausgesetzt zu werden. Was man in der Regelfall nicht verhindern kann, ist, dass Leute sich mutwillig einer Gefahr ausgeben.
Und das ist genau das, wenn ich eben eine Kabelbrücke öffne und daran säge, das kann ich nicht verhindern. Und gerade auch bei anderen Leitungen ist es oft schwierig, die so zu verlegen, dass sie komplett außerhalb des Publikumsbereiches sind. Also das ist durchaus ein Faktor, der ist in der Realität oft schwierig umzusetzen, weil irgendwo muss das Kabel liegen und das Publikum muss auch irgendwo vorbei und häufig kommt man sich da mal an die Quere. Also ja, ich stimme dir zu, das meiste hat im Publikumsbereich nichts zu suchen, aber es gibt gewisse Dinge, die gehören da hin. Und dann wird es schwierig, da eine adäquate Lösung zu finden.
Markus Wilmsmann
Okay, super, danke für die ausführliche Antwort. Wir kommen so ein bisschen an das Ende des heutigen Livestreams. Wir haben heute gesprochen über Stromversorgung für Events. Wenn man nicht so genau in die Materie eingeweiht ist, ist es vielleicht nicht immer ganz so ersichtlich, wie spannend und wie tief die Materie ist. Ich habe gelernt, Potenzialausgleich ist wichtig. Ich habe gelernt, es gibt im Prinzip kein überflüssiges Kabel, sondern es wird alles benötigt und es wird auch alles gebraucht. Und ich habe gelernt, dass die Prüfung und dann auch die Sichtprüfung von Leitungen und Kabeln auch immer in Eigenverantwortung erfolgt. Und ich denke, damit können wir heute zum Abschluss kommen. Danke an Peter Rieck und Julian Gabriel für ihre Zeit und Expertise.