Die Red Hot Chili Peppers auf ihrer ersten Stadiontour – Wie schafft Set- und Lichtdesigner Scott Holthaus es, die Jungs aus der vermaledeiten Guckkastenbühne zu befreien? Für seine Gattin ist die Sache klar: Eine Welle muss her.
Und so kam es dann auch – der alte Surferspirit, der die Red Hot Chili Peppers seit jeher umweht, trägt ihre Vibes jetzt ins Publikum. Es ist einiges anders bei dieser Show, hat man sich doch schon an fette Beams allerorten gewöhnt, dazu noch etwas Gobos – fertig ist der Stadionlook, so lautet vermeintlich die Rezeptur.
Nicht so bei Scott Holthaus, er mag es eher washy und führt zu diesem Zweck eine Reihe Elation Proteus Maximus, etliche SGM P10 und satte 100 Ayrton Magic Panels mit sich. Lighting Crew Chief Pete „Pepper“ Schofield ist im Video sichtlich erfreut über soviel Equipment. Er arbeitet seit vielen Jahren eng mit Production Manager Narciso Martinez und der Produktionsfirma Premier Global Production zusammen und ist immer erfreut über solche Mengen an „Spielzeug“ für ihn und seine Crew.
Zwar hat ihm Nook Schoenfeld vor vielen Jahren eindrucksvolle Feuer- und Wasser-Effekt mit Cyberlights und einer Hog 1 gezeigt – doch Holthaus hat für Gobo-Looks nicht viel übrig, auch wenn Kollegen wie Dan Hadley damit sehr erfolgreich Karriere gemacht haben, wie er augenzwinkernd anmerkt.
LED-Screens mit Pixelrahmen
Die LED-Screens sind eingefasst in einen Rahmen aus COLORado PXL Bar 8 von Chauvet Professional, die wie die Screens auch per Pixelmapping angesteuert werden können – auch hier schwappt die Welle über, genauso wie bei den Magic Panels von Ayrton.
Die Magic Panels werden flankiert von den „Wings“, wie die Lichtcrew sie nennt, ausgestattet mit SGM Q8, weiteren Chauvet PXL Bar 8 und einigen Elation Proteus Maximus. Und sowohl Panels als auch Wings lassen sich kinetisch verfahren, was für eine Vielzahl an möglichen Bühnenlooks sorgt.
Die äußeren Screens sind ebenfalls mit Chauvet PXL 8 und 16 eingefasst, zu Füßen der Screens stehen weitere Proteus Maximus und SGM Q8. Traditionelle Blinder sucht man bei dieser Produktion vergebens, doch die Q8 machen ihre Sache mehr als gut.
Peppers Lieblingsgerät allerding sind die IP65-zertifizierten Chauvet Professional Color Strike M, von der Crew „Screamers“ genannt, die in kleiner Zahl als sidelights fungieren.
Robe RoboSpot Verfolgersysteme
Mehrere Robe RoboSpot kommen als Verfolger zum Einsatz, die Operator sind stage right positioniert, die Vorteile solcher Systeme haben in kurzer Zeit dazu geführt,dass im Rigg über der Bühne hängende Verfolgerfahrer der Vergangenheit angehören. Zwei Scheinwerfer stehen für jeden der vier Musiker zur Verfügung. Die Intensität regelt Scott Holthaus per Fader an der grandMA3 vom FoH aus.
Signalverteilung per ProPlex
Die Signalverteilung für Licht und Video erfolgt mittels eines EZ-LAN von tmb / ProPlex: Jedes Signal kann an jedem der vier Dimmerstandorte mittels ProPlex IQ TWO 1616 Ethernet Nodes ausgegeben werden, bis zu neun verschiedene Netzwerke sind möglich. Und an Signalen kommt einiges zusammen, so dass die Parameter der drei grandMA3 von MA Lighting dafür bei weitem nicht ausreichen. Sie werden unterstützt von stattlichen acht MPUs, ebenfalls von MA Lighting.
Rock, deform, keylight – Übersichtlichkeit an der grandMA3
Sein Pult hat sich Scott Holthaus übersichtlich konfiguriert: Für jeden Song gibt es eine eigene Seite. Die Verfolgerintensitäten liegen, wie erwähnt, auf separaten Fadern, mit anderen steuert Holthaus die Scheinwerfer. Er hat darüber hinaus die Möglichkeit, den Look des Videocontent zu beeinflußen.
d&b audiotechnik SL-Serie: Ruhe auf der Bühne
So gerne die Red Hot Chili Peppers bei ihrer allerersten Stadiontour in Europa auch die Massen in Ekstase versetzen möchten: Auf der Bühne haben Sie gerne ihre Ruhe und den Sound im Griff.
Eine Anforderung wie geschaffen für die kardioid konzipierte SL-Serie von d&b audiotechnik. GSL-Module im Main Hang, ergänzt durch die kompaktere KSL-Serie an den Seiten. Zum Zeitpunkt des Interviews wurden an den Delay-Lines noch die vielfach bewährten L-Module von d&b geflogen, doch auch diese wurden im weiteren Verlauf der Tour durch die KSL-Serie ersetzt.
Yamaha PM5000 und Midas Heritage-D HD96 am Foh
FoH-Soundmann Toby Francis hat schon mit vielen großen Künsltern wie Kanye West oder Ariana Grande gearbeitet, nun ist er bei den Red Hot Chili Peppers dafür zuständig, aus der immer noch pulsierenden Energie der Band Abend für Abend eine homogene Mischung zu zaubern, was ihm im Müngersdorfer Stadion ausgezeichnet gelingt.
Dafür greift er zum einen auf ein opulentes Siderack mit erlesenen Effekten zurück, als Pult kommt ein Yamaha PM5000 zum Einsatz: Zwar ein analoges Pult, es verfügt jedoch über motorisierte Fader und Szenenspeicher. Analoger Sound mit digitalem Feel sozusagen.
Die Heritage-D HD96 von Midas dient zum einen als Backup, kommt aber auch bei musikalischen Gästen zum Einsatz, mit denen sich die Red Hot Chili Peppers hin und wieder die Bühne teilen. „I love the free flow, unrehearsed nature of each performance“, so Tobys Urteil über seine Schützlinge.
Vorgabe der Band war ein analoges System am FoH
FoH-Techniker Andrew Kastrinels erklärt das FoH-Setup, von den Dante-Preamps und der Signalverteilung für Hauptpult, die Midas Heritage-D HD96 als Backup-Pult und die Broadcast-Konsole. Übertragen werden die Signale mittels Focusrite RedNet.
Keine leichte Aufgabe, denn neben den beiden Pulten am FoH wird auch ein Broadcast-Mixer mit Signalen versorgt, aber Kastrinelis hat die Sache im Griff.
Und im Griff haben auch die Red Hot Chili Peppers ihr Publikum, deren Performance nicht unwesentlich von Bassist Flea lebt, während sich Sänger Anthony wortkarg gibt, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tut.