Rob Koenig rides the lighting – Nicht nur sprachaffine Metallica-Fans werden aufjaulen ob dieses vermeintlichen Schreibfehlers – aber er beschreibt ziemlich genau das, was Rob Koenig mit dem mächtigen Lichtsetup von Metallica veranstaltet. Unterstützt von einem Team, das er niemals müde wird zu loben. Ein Besuch im Volksparkstadion Hamburg anlässlich der „M72 World Tour“ der Rockgiganten aus San Francisco.
Die Szene könnte auch einem Film Noir entsprungen sein: Tief im Inneren des Hamburger Volksparkstadions stehen einige Mofalenker vor Bildschirmen in ziemlicher Finsternis. Man erkennt ansonsten so gut wie nichts. Eine Gestalt schält sich aus der Dunkelheit, ein Buch in den Händen. Ein richtiges Buch! Bei der jungen Dame handelt es sich um V, die für die Robe Robospots verantwortlich ist.
Und bei einer 360°-Bühne inklusive Snakepit ist das keineswegs eine Routineaufgabe – schließlich können sich die Musiker von Metallica jederzeit in alle vier Himmelsrichtungen bewegen. Aber solche Herausforderungen bringen Rob, V und den Rest der Crew nicht ins Schwitzen. Trotz der maximalen Maße der Produktion sind alle sehr entspannt und blicken der Show gelassen entgegen.
Für Rob Koenig ist der größte Teil der Arbeit auch erledigt: Er wird das Konzert mit dem Abfeuern von Cues bestreiten, die er bei der Vorproduktion akribisch erarbteitet hat. Einige Effekte, Strobes und solche Sachen, liegen auf Fadern. Die restliche Show besteht aus präzise auf die Band abgestimmten Cues, die das Stadion auf Knopfdruck schrumpfen oder explodieren lassen. Was nicht heißt, dass er sich während der Shows entspannen kann: Er hat die vier Musiker ständig im Blick.
Acht Säulen für die Hängepunkte
Auch Production Designer Dan Braun strahlt die entspannte Ruhe des Erfolgs aus. Und auch dieses Design kann bereits jetzt als erfolgreich verbucht werden: Die acht Säulen sind vollgepackt mit Licht-, Ton- und Beschallungstechnik. Trotzdem fügen sie sich elegant ein in die Architektur des Stadion. Elegant und standfest: Die zwischen ihnen gespannten Stahlseile liefern die Hängepunkte für den inneren Ring des beeindruckenden Beschallungs-Systems von Meyer Sound.
Die Säulen selbst sind bestückt mit je zwei Hangs mit Panther-Modulen sowie jeweils je sechs 1100-LFC Low-Frequency Control Elements und sechs VLFC Very Low-Frequency Control Elements im Inneren. Und der Aufwand lohnt sich: Kraftvoller und dennoch glasklarer Klang ist das Ergebnis.
„Ich mache mir jedes Mal Sorgen darüber, ob all unsere neuen Ideen im großen Maßstab funktionieren“, gibt Braun zu, „aber wir haben tolle Partner wie Meyer Sound, auf die wir uns verlassen können.“ Braun besprach seine Ideen für den Stereo-Sound direkt mit den Firmengründern John und Helen Meyer, die seine Vision aufgriffen und Bob McCarthy, Director of System Optimization bei Meyer Sound, mit dem Audio-Design für die Tournee beauftragten.
„Ich sagte zu Bob, dass mein Ziel ein voller Stereo-Sound ohne Überschneidungen an jedem einzelnen Platz sei, vom Center Pit bis zu den Nosebleed-Sitzen“, so Braun weiter. „Wir wollten erreichen, dass jeder die Band wie mit einem Nearfield Monitoring hören kann, und ich denke, diesem Ziel sind wir so nahegekommen wie nie zuvor.“
Braun nennt in diesem Zusammenhang auch die neuen PANTHER Line-Array-Lautsprecher als Schlüsselkomponente bei der Umsetzung des ehrgeizigen Konzepts. „Die Klarheit des Systems ist atemberaubend. In Kombination mit Bob McCarthys brillantem Design beschert uns das System eine Show, die einfach spektakulär klingt.“
Und das tut es in der Tat: Die ersten Klänge von „Creeping Death“ aus dem Jahr 1984 lassen das Publikum in Ehrfurcht erstarren, mit solch einer Wucht und Klarheit schießt der Klassiker aus den Lautsprechern. Greg Price am FoH hat das mächtige System zu jeder Sekunde im Griff, auch wenn er mit 360°-Beschallung bisher nicht viel zu tun hatte, wie er im Video berichtet.
Als Pult findet eine Avid S6L Verwendung, die Greg Price nach eigenen Angaben bis auf den letzten der 192 Kanäle ausgereizt hat – nicht zuletzt wegen der vier Drumsets, die komplett mikrofoniert sind und von Drummer Lars Ulrich nacheinander bespielt werden.
Rob Koenig rides the lighting
Die Säulen haben es also in sich. Ihr größter Vorteil ist sicherlich die nahtlose Integration von Live-Material der Show, das bei Guckkastenbühnen in der Regel relativ lieblos als backdrop oder an Videoscreens links und rechts der Bühne präsentiert wird, um die optische Distanz zum Bühnengeschehen zu verringern.
Die runden Videflächen werden oben und unten eingerahmt von je neun Vari-Lite VL3600 Profile. Die Geräte konnten sich im Rahmen eines Shotouts durchsetzen: „The cleanest, sharpest, most elegant fixture“, wie Rob Koenig im Video berichtet. Die Anzahl von neun Stück ist dabei keineswegs Zufall: Multipliziert mit der Anzahl der Säulen, erhält man die Zahl 72.
Jedem VL3600 steht ein Color STRIKE M von Chauvet Professional zur Seite. Zwischen den runden LED-Screens sind in einer senkrechten Linie jeweils sieben Robe BMFL positioniert, doch auch hier ist die Zahl neun nicht weit. Denn unter den sieben BMFL hängen noch zwei BMFL Washbeam, die über das eingangs erwähnte Robospot-System angesteuert werden.
Soweit zu den Scheinwerfern in den Säulen. Auf der Bühne sind insgesamt 48 Clay Paky Sharpy Plus Aqua positioniert. Desweiteren 24 SGM Q7, um Metallica von unten zu beleuchten. Diese werden ergänzt durch rund 40 Solaris Mozart One von TMB. Die Bühnenkanten und Stufen werden mit SGM Touring VPL akzentuiert.
Zu guter letzt sind an acht Positionen jeweils neun Proteus Excalibur positioniert, mehr Informationen dazu hier im Bericht auf mothergrid.
50 Songs wurden vorbereitet, 32 davon wird die Band spielen. Alle Songs sind in Form von Cue-Listen angelegt, es gibt aber auch eine Punt-Page für den Fall, dass die Metallica spontan von der Setlist abweichen oder sonst etwas unvorhergesehens passiert.
Und es ist wirklich beeindruckend, wie Rob Koenig die komplette Show mit dem GO-Button durchdrückt. Ein Knopfdruck und das Volksparkstadion epxlodiert förmlich vor lauter Licht, ein weiterer und es wird wieder dunkel, bis auf die Videoscreens. Einige Effekte wie Strobes liegen auf Fadern an, den Rest erledigt der Button.
Insgesamt ein elegantes Design von Dan Braun, dass die übrigen Gewerke als kreative Spielwiese nutzen und gekonnt mit Leben füllen.
Die nächste Gelegenheit, die Show zu sehen: Am 24. und 26. Mai 2024 spielen Metallica zwei Konzerte im Olympiastadion München.
Crew
Creative Director / Production Design | Dan Braun
Production Manager | John “Lug” Zajonc
Production Coordinator | Vicki Huxel
Stage Management | Gino Cardelli , Dewey Evans , Eddie Rocha
Lighting Designer | Rob Koenig
Lighting Programmers | Joe Cabrera , Cat West
Flash and Trash Works, Inc
Vendor | Premier Global Production
Account Rep | James Vollhoffer
Project Manager | Anthony Kordyjaka
LX Crew Chief | Mat Gass
Video Director | Gene McAuliffe
Video Programmer | Hayden Katz
Video Project Manager | David Hunkins
Video Support | 4Wall
Content Creation | Andrea Cuius | Nocte
and Dan Potter Creative Works London
FOH engineer | Greg Price
System Engineer | Chris Rushin
Monitor Engineer | Robert Cowan, Michael Bollella
Audio Crew Chief | Emmett Tubritt
Audio Support | Clair Global
Head Rigger | Chad Koehler
Head Carp | Michael Pettit
Head Electrician | Arturo “Tudy” Martinez
Pyro Project Manager | Reid Derne Pyrotech
Pyro Shooter | Tristan Ford
Staging | Stageco Belgium # TAIT Towers
Ein Dankeschön für das Video geht raus an:
Schnitt: Kristof Schlößer, Klanggebilde
Mix: Nils Steinkamp, Klanggebilde