Lars „Vegas“ Ide – Hosen runter in Wilhelms Rock

Die Veranstaltungsbranche ist ja voll von Unikaten – Menschen, die man auch nach Jahren sofort wiedererkennen würde, weil sie einfach unverwechselbar sind. Lars „Vegas“ Ide ist so einer und mothergrid hat ihn im Leipziger Täubchenthal von der Arbeit als Produktionsleiter abgehalten und zum Interview gebeten.

Um bei mothergrid noch ein allerletzes Mal zurückzublicken auf die vergangenen drei Jahre, eine gütige Branchenpsychologin würde mir an dieser Stelle vielleicht mitfühlend auf die Schulter klopfen und wohlwollend dreinschauen: Es ist gut, dass sie das alles so tapfer verarbeiten wollen, aber es ist jetzt auch mal Zeit, loszulassen.

Aber wie arbeitet man als Branche kollektiv eine Zeit auf, die viele sprachlos, zermürbt und einige leider auch tot zurückgelassen hat? Natürlich habe ich keine Antwort darauf, aber was in solchen Fällen auf alle Fälle immer hilft, ist ein Gespräch mit einem unverbesserlichen Optimisten wie Lars.

Rock’n’Roll Real-Life-Schule

Lars ist nach seiner Lehre als Maurer Anfang der 90er Jahre mit den Hamburger Punkbands der ersten Deutschpunkwelle durch die Republik getourt und hat sich dort prädestiniert für seine zukünftige Berufung als Produktionsleiter unter dem Label Rock’n’Roll Hamburg. Angefangen hat alles mit Fünf Sterne deluxe über Jan Delay bis aktuell hin zur Punkrock-Supergroup Generation Sex. Aber auch für einen Trip im Sprinter mit Swiss (ohne die anderen) ist er immer zu haben.

Bei dieser Gelegenheit fand dann auch das Interview im Leipziger Täubchenthal statt, das eine der schönsten und spannendsten Locations Leipzigs ist. Auch wenn die Lautsprecher dort eines mit Autofahrern gemeinsam haben, die durch die MPU gerauscht sind: Sie könnten mal neue Pappen gebrauchen.

Kisten &Kaffeesäcke

In seinem Refugium Wilhelms Rock hatte er auch schon Iggy Pop zu Gast, aber dieses ganze Namedropping ist ja so sein Ding eher nicht und war jetzt auch nur eine weitschweifige Hinleitung zu dieser Hamburger Homebase im Hamburger Arbeiterstadtteil Wilhelmsburg, die er mitten in der Pandemie aus dem Boden gestampft hat.

Und deren Zukunft nicht von Anfang an gesichert war. Aber immerhin war Wilhelms Rock Schauplatz so einiger Männerrunden, bei denen es durchaus auch mal ans Eingemachte ging.

Wenn’s nicht klappt, werde ich halt Packer im Hamburger Hafen“, das war Lars Ides Credo in dieser Zeit. Und man kann ihn sich problemlos beim verladen von Kaffeesäcken und vernagelten Holzkisten vorstellen, viel besser als im Umgang mit den heute gängigen Containern.

Lernen ohne lautes sprechen

Im Interview geht’s dann also auch vorrangig um Gegenwart und Zukunft der Veranstaltungsbranche, die von solchen Köpfen lebt und durch sie geprägt wurde. Unter anderem spricht Lars das ewige Dilemma von Vorschrift und Vernunft an, das hier auf mothergrid auch schon an anderer Stelle thematisiert wurde. Aber geredet werden muss, der Nachwuchsmangel wartet nicht.

Aber solange die alten Hasen und Häsinnen wie Lars ihr Wissen in einer Art und Weise weitergeben, die ohne lautes Sprechen und testosterongetränkte Weißrückenhaftigkeit auskommt, besteht tatsächlich noch Hoffnung.

Und weil wir gerade bei Häsin sind: Selten hat sich ein Interviewpartner im Vorübergehen, mit einem kurzen Zungenschlag so charmant und augenzwinkernd mit dem Thema Gendern auseinandergesetzt, oder?

Interview: Lars „Vegas“ Ide

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