Kling & Freitag Sequenza 8: Finaler Beta-Test beim Dreikönigsspringen

mothergrid war dabei, als das neue Kling & Freitag Sequenza 8 beim traditionellen Dreikönigsspringen einem letzten Betatest vor seiner offiziellen Vorstellung auf der ISE in Barcelona unterzogen wurde. Autor Henning Sommer schildert seine Eindrücke und hat zwei Interviews geführt:

Es ist neun Uhr am zweiten Januar 2025 und ich stehe im schönen Bischofshofen im Schnee um Teil des Beta Tests des neuen Sequenza 8 Systems von Kling & Freitag (K&F) zu werden.

Die Herausforderung ist keine kleine. Es gilt die Zuschauerränge von einem zentralen Punkt aus zu beschallen – bei Partystimmung und lautem Publikum…

Während das Line-Array und die Amps im beheizten Zelt übernachten durften, standen die Bässe über Nacht im Freien. Also ist als erste Amtshandlung Schnee schippen angesagt. Die Crew um Stefan Haussteiner von E2 eventengineering trifft ein und auch Marco Kuhnmünch von K&F sowie Simon Habl (habl cc GmbH),der den Österreich-Vertrieb für K&F inne hat, sind am Start. Schnell zur Schneeschaufel gegriffen und die Bässe sind vom Neuschnee befreit.

Das Bass Array – Endfired

Bevor das Array gehängt wird, werden die 10 Nomos XLT Bässe (Doppel 18 Zoll) zu einem Endfire Array aufgebaut. Das Array besteht aus jeweils zwei aufeinandergestapelten Boxen die in fünf Reihen mit jeweils 1,20m Abstand von Gitter zu Gitter hintereinander gestellt werden. Warum Endfire? Es geht darum wie „mit einer Taschenlampe“ zielgerichtet den Zuschauerbereich mit tiefen Tönen zu versorgen (neben der Sprachbeschallung gibt es auch DJ Einspielungen) ohne dabei den Zielraum und die Interview-Zone des Fernsehens akustisch anzuregen. Nach ein paar kleineren Korrekturen in der Ausrichtung steht das Array und kann verkabelt werden. So weit, so gut bisher alles Routine…

Marco Kuhnmünch
Gute Stimmung bei Marco Kuhnmünch, da sich der Aufbau des Systems genauso problemlos gestaltete wie erhofft. Foto: © Henning Sommer

Alle 16 Sequenza-8-Module im Einsatz

Nun zum spannenden Teil. Das Array. Wie oben schon geschrieben handelt es sich um das nagelneue Sequenza 8 System von K&F. Marco Kuhnmünch nimmt sich die Zeit und gibt uns eine kleine Einführung in das System. Wie der Name erahnen lässt handelt es sich um ein Doppel-8-Zoll Line-Array. Es gibt aktuell genau 16 Schnitze dieser Boxen und alle 16 kommen in Bischofshofen zum Einsatz. Denn wie Eingangs schon erwähnt: Entfernungen von ca. 150 Metern sollen druckvoll und homogen beschallt werden.

Marco gibt uns eine Einführung in das Rigging des Systems und zeigt dabei gleich einige interessante Aspekte des neuen Systems auf. Ziel von K&F war und ist, dass das System im Notfall auch alleine auf- und abgebaut werden kann. So wurde bei der Entwicklung durchaus auf das Gewicht geachtet und ein Modul wiegt 28 kg. Kann also easy allein gehandhabt werden.

Das Handling: Push push button und mehr

Jedes Modul hat auf der Unterseite Einfräsungen die das Element bei „einfädeln“ der einzelnen Speaker führen und in die richtige Position bringen. Einfach aufsetzen, nach hinten ziehen und das Modul ist in der richtigen Position. Die Verbindung zwischen den Elementen erfolgt auf der Vorderseite mit einem so genannten „Push Push Button“. Dieser wird durch einfaches hinein drücken „scharf“gemacht und rastet automatisch ein sobald der Lautsprecher in Position ist. Die Winkelung hinten wird in 1 Grad Schritten zwiscchen 0 und 12 Grad mittels Bolzen und Baseplate eingestellt.

Das Array wird in 4er Dollys transportiert die beim Aufbau dann jeweils untereinander geschoben werden und wie oben beschrieben miteinander verbunden werden, nachdem das Rollbrett entfernt wurde. Obwohl niemand der Crew das System vorher schon mal in der Hand hatte geht der Aufbau und das Winkeln schnell und problemlos von statten.

Vorbereitung mittels Con Sequenza+ Software

Niki Tiefenbacher, der Systemtechniker an diesem Tag, hat das Array im Vorfeld mittels K&Fs Prediction Software Con Sequenza+ berechnet und die Winkelungen festgelegt. Einziger Wermutstropfen – die Software für Sequenza 8 war zum Zeitpunkt des Betatests noch nicht 100% fertig und so fehlte die Information über den korrekten Pickpoint am Flugrahmen… Mit Erfahrung, einem Maßband und 2 Korrektur-Runden konnte das System aber trotzdem zügig in Position gebracht werden. Wie oben schon geschrieben. Niemand der Crew kannte das System vorher und dennoch hing das Array nebst Bässen in rund 2,5 Stunden. Und das obwohl wir währenddessen noch Unmengen an Informationen von Marco über das System bekommen haben.

Der Clou: Stufenlos verstellbarer Waveguide

Sequenza 8
Auch in der Beta-Version der Lautsprecher war der Waveguide bereits mechanisch verstellbar. Foto: © Henning Sommer

Nachdem alle neugierig waren schraubte Marco kurzerhand ein Gitter einer Box ab und zeigte uns eine weitere Besonderheit des Sequenza 8. Auf der Rückseite des Lautsprechers befinden sich zwei einfache Drehknöpfe mit denen die horizontale Abstrahlung des System von 60 über 90 bis zu 120 Grad mechanisch einstellen lässt. Auch asymetrische Winkel sind möglich. Niki machte sich das bei der Gestaltung des Systems zu nutze und konnte mit diesem Feature den oben erwähnten Interview-Bereich sehr klar von der Publikumsbeschallung ausnehmen. Das funktionierte auf Anhieb erstaunlich schnell und gut. Weiterer Vorteil des Features. Man braucht keine Narrow. Wide und Xtra Wide Lautsprecher mehr im Lager sondern hat genau einen Speaker den man auf den Job schickt und vor Ort an die Erfordernisse anpassen kann.

Simon Habl
Simon Habl vertreibt die Systeme von K&F in Österreich. Foto: © Henning Sommer

Effizienz und Rückwärtsdämpfung

Bis zu drei Module können an einem Amp-Kanal betrieben werden. Eine komplette 12er Banane kann also mit nur einem Amp versorgt werden. Obwohl Sequenza 8 kein explizites Cardioid-System ist wird durch zwei Bassreflexöffnungen auf der Rückseite eine Dämpfung von 10 bis 12 dB erreicht. Was sich durch einfaches hinhören bestätigte, als das System spielte. In dieser Situation nicht ganz so relevant, bei einer klassischen Bühnensituation aber natürlich ausgesprochen hilfreich.

Das Einmessen

Nachdem die Entfernungen sehr groß waren und es schlicht unmöglich ist mit quer über den Hang gelegten Kabeln Messmikrofone zu betreiben entschied sich Niki für ein funkbasiertes System von beyerdynamic. Software-seitig setzte er zum messen auf das mächtige Freeware-Tool REW. Er startete mit dem Grundsetup das sich K&F für das System erdacht hat und fing mit seinen Messungen an. Sehr schnell war klar. Das System funktioniert hier einfach. Die Abdeckung von unteren zu oberen Bereichen des Publikumsbereichs war homogen, die Sprachverständlichkeit sehr gut und das Bass-Array sorgte an den richtigen Stellen für genügend Schub. Und so brauchte es lediglich einen Highshelf auf das originäre Preset, der nicht zuletzt auch den niedrigen Temperaturen geschuldet war.

Das Fazit

Obwohl es ein komplett neues System ist waren sowohl Marco, Simon und Niki nach etwa vier Stunden mit dem Ergebnis mehr als nur zufrieden. Auch die anfängliche Sorge von Niki mit einem 8-Zoll System nicht genügend Pegelreserven auf 150 Meter zu haben bestätigte sich nicht. Manchmal ist´s dann halt auch einfach unkompliziert und so machte ich mich gegen 14 Uhr mit etwas kalten Füßen aber um viele Eindrücke reicher auf den Heimweg.

Nicki
Niki zeichnete sich für das Systemdesign zuständig. Foto: © Henning Sommer

Sequenza 8 im Detail:

  • Design: 3 Wege passsiv. 1 Weg aktive Eqed
  • Amping: K&F PLM+ Series, K&F D-Series
  • Frequenbereich – 10 dB: 57 Hz – 22 kHz FR Mode
  • 82 Hz – 22 kHz LCut Mode
  • Frequenzbereich – 3 dB: 68 Hz – 19 kHz FR Mode
  • 125 Hz – 19 kHz LCut Mode
  • Horizontale Abstrahlung: 60, 90, 120 Grad symmetrisch – 75, 90, 105 Grad asymmetrisch
  • Vertikale Abstrahlung: Hängt von der Länge und der Winkelung des Systems ab
  • Power Handling (nominal, program, Peak: 400 Watt / 800 Watt / 1200 Watt
  • Max SPL: 142 dB
  • Impedanz: 8 Ohm
  • Bestückung: HF: 2 x 1“ Compression drivers
  • MF: 4 x 4“ Mid-range driver
  • LF: 2 x 8“ low-frequency driver in Bassreflex-Gehäuse
  • Anschlüsse: speakON NL4 (1+/1-)
  • Gehäuse: Birke Muliplex mit Polyurea Beschichtung, integriertem Rigging-System und Ballwurfsicherem Gitter
  • Maße (W/H/D): 690 x 253 x 419 mm
  • Gewicht: 28 kg
  • Farbe: RAL 9005 Schwarz (andere Farben auf Anfrage)
  • Zubehör: Flugrahmen, Transport-Dolly


Interviews mit Marco Kuhnmünch von K&F, Simon Habl (cc habl GmbH) und Niki Tiefenbacher (Systemtechnik)

Henning von mothergrid: Ich bin heute für mothergrid in Bischofshofen an der Skisprungschanze unterwegs, um einen Beta-Test eines neuen Audiosystems von K&F zu begleiten. Es handelt sich um ein Doppel-8-Zoll-Line-Array. Marco Kuhnmünch, Vertriebs- und Sales-Leiter bei K&F Audio, gibt uns die wichtigsten Infos. Auch Simon Habl und Systemtechniker Niki kommen zu Wort.

Henning: Marco, servus.

Marco: Grüß dich.

Henning: Kommen wir am Anfang zu dem System, was heute hier beta getestet wird.
Und natürlich wird unsere Leser*innen interessieren, wie heißt denn das neue System?

Marco: Das ist unser brandneues Kling und Freitag Sequenza 8 System. Unser Nomenklatur folgend: Sequenza 5 waren fünf Zöller, Sequenza 10 waren 10 Zöller. Da kann man sich jetzt denken, worum es jetzt hier geht im Tiefmittelton.

Sascha Lechner
Stefan Haussteiner von E2 eventengineering war der Supplier für das Skispringen in Bischofshofen. Foto: © Henning Sommer

Henning: Ess handelt sich also um ein Doppel-acht-Zoll-Line-Array.

Marco: Die genaue Bestückung ist doppelt acht Zoll, vier mal vier Zoll im Mittelton und zwei mal ein-Zoll Hochton.

Henning: Das Gewicht vom Topteil liegt bei 28 Kilo und die Bässe, die wir hier im Einsatz haben, sind Nomos XLT?

Marco: Genau, Doppel 18 Zoll Nomos XLT. Mit 80,5 kg.

Henning: Wie laut geht denn das neue System?

Marco: Der maximale SPL von den neuen. Topteilen liegt bei 142 dB.

Henning: Jetzt kommen wir zum ersten wirklich interessanten Punkt des Systems – die Abstrahlung. Und da, das hast du mir im Vorfeld verraten, seid ihr sehr flexibel und gut aufgestellt. Magst du uns das kurz beschreiben?

Marco: Wir haben uns bei K&F überlegt, was würde man gerne haben, wenn man sich’s aussuchen könnte und wenn man es nicht selbst entwickeln müsste. Die Idee war, dass man gerne ein bisschen flexibler wäre und nach weiter nach hinten abstrahlende Topteile enger macht und in die Nähe abstrahlende Topteile weiter und vielleicht irgendwas noch mittendrin hat.

Dann waren wir in der üblichen Nomenklatur, dass man sagt narrow, wide und extrawide, sprich 60, 90, 120 Grad ist eigentlich schon ganz cool, aber Idee ging darüber hinaus. Schnell war die Idee da, dass man das auch variabel machen könnte, aber eben nicht so, wie man es üblicherweise macht, dass man die Hornflares einfach auf und zu klappt, weil das funktioniert für das Datenblatt gut, aber halt nur ab 4 khz oder so. Und deswegen haben wir eine völlig neue Horn Architektur entwickelt, Das heißt, man kann von hinten an der Box werkzeuglos mit einem Drehschalter in wenigen Sekunden zwischen 60, 90 und 120 Grad umschalten. Und logischerweise auch alle asymmetrischen Varianten dazwischen.

Henning: Das ist in der tat sehr flexibel, von wo bis wo, frequenztechnisch betrachtet, spielen denn die Topteile?

Marco: Wir starten bei knapp über 50 Hz. Also wir spielen sehr tief runter. Im Hochton gehts bis über 20 K.

Henning: Die mögliche Winkelung ist natürlich auch immer so eine Sache. Ich habe jetzt beim Aufbau gesehen, es geht in ein Grad Schritten.

K&F Sequenza 8
Zum Zeitpunkt des Beta-Tests waren sechzehn Sequenza 8 Module verfügbar, welche komplett zum Einsatz kamen. Foto: © Marco Kuhnmünch

Marco: Von null bis 12 Grad. 12 Grad ist ein bisschen unüblich, da versuchen wir auch nicht irgendwie künstlich einen Alleingang oder so, sondern wir haben uns einfach überlegt, was sind die Anforderungen an ein Doppel acht Zoll System, das ja irgendwie so genau mittendrin liegt in der Welt der Line Arrays. Das ist jetzt kein ganz kleines System mehr und auch kein ganz großes, aber das typische System, das man eben für ganz kleine und ganz große Veranstaltungen verwendet. Und bei der vertikalen Direktivität muss man halt immer einen Kompromiss finden zwischen „das System kann viel Coverage“ und „das System kann aber vielleicht auch ganz viele null Grad oder ein Grad Elemente untereinander“. Wenn man das auf 15, 16 oder 17 Grad aufmacht, dann ist die Wellenfront zu stark gekrümmt, die aus dem System vorne rauskommt, um noch sehr gerade hängen zu können. Und deswegen haben wir uns überlegt, so mit 12 Grad erreicht man immer noch eine sehr gute Coverage, aber das System funktioniert auch bei null grad noch sehr gut.

Henning: Nach dem Aufbaus muss ich meine Frage etwas abändern. Ich wollte eigentlich nach dem Trucking Space fragen, aber gehen wir lieber auf die Effizienz des Systems. Ich hab erfahren, es können drei Topteile pro Amp Kanal von euren System Amps betrieben werden.

Marco: Genau, das war uns auch sehr wichtig, denn mittlerweile ist der Preis der einzelnen Box ist bei so einem Lineray System gar nicht mehr so relevant, sondern der Kunde trifft seine Kaufentscheidung nach der Gesamteffizienz und da spielt dann auch der Gesamtsystempreis eher eine Rolle als der Preis der einzelnen Box. Damit sind wir natürlich weg von zwei Weg aktiv und so weiter und haben lieber ein bisschen mehr Zeit und Energie in die Entwicklung einer Frequenzweiche gesteckt, weil es natürlich auch nicht selbstverständlich, dass man ein drei Weg System passiv trennt im Lautsprecher. Aber wir haben es tatsächlich geschafft, dass wir mit hohem Max SPL eine Weiche konstruieren konnten, die das System komplett passiv trennt und dass wir wirklich 12 Topteile auf einen Amp kriegen.

Henning: Also drei Topteile pro Kanal?

Marco:
Ja, genau.

Henning: Welches Amping kommt jetzt hier konkret zum Einsatz?

Marco: Das sind unsere PLM-Serie-Endstufen. Das System das funktioniert mit unseren PLM- und D-Serie System-Endstufen.

Henning: Netzwerkfähig natürlich.

Marco: Natürlich. Ebenso ist Dante an Bord, komplett netzwerksteuerbar mit Lake Processing, also Industriestandard.

Henning: Jetzt beim Aufbau des Systems sind wir auch kurz darauf zu sprechen gekommen. Es ist kein explizit cardioid gebautes System, arbeitet aber mit Bassreflexöffnungen auf der Rückseite, so dass ihr doch eine sehr gute Rückwärtsdämpfung hinbekommt…

Marco: Genau, durch die Positionierung der Bassreflexöffnung, aber auch durch die Architektur des Gehäuses intern haben wir es geschafft eine relativ gute Rückwärtsdämpfung hinzukriegen, die so in der Größenordnung 10-12 db liegt bei 100 Hz. Das System ist hinten also richtig leise und schafft dadurch eben einige Probleme ab, die man üblicherweise kennt.

beyerdynamic
Eingemessen wurde das Sequenza 8 mit Hilfe einer beyerdynamic Funkstrecke. Foto: © Henning Sommer

Henning: Bleibt die Frage, was ist tatsächlich die größte Zielgruppe, wo dieses System zum Einsatz kommen wird?

Marco: Also traditionell sind wir bei Kling&Freitag zuhause in der Welt der Theater und Opernhäuser, das ist unser Kernmarkt. Aber wir glauben, dass Sequenza 8 für sehr, sehr viele Rentals sehr interessant ist. Und interessanterweise haben wir schon erste Bestellungen, obwohl wir gerade noch in der Beta Testphase sind. Und das sind alles Rentals. Es wird auch eine sehr große Tour mit dem System laufen durch ganz Europa. Da sind sehr spannende Sachen am Start, weil einfach die Effizienz, das schnelle Rigging, der schnelle Auf- und Abbau und so weiter viele Kunden dazu bringt, das System für sich zu nutzen.

Henning: Ja, dann gehen wir jetzt ein bisschen jetzt auf die konkrete Veranstaltung hier ein, die es zu beschallen gilt. Wir haben, wenn ich mich nicht verzählt habe, zehn Bässe im Einsatz und 16 Tops?

Marco: Ja, da würde ich gerne mal gleich den Simon mit dazu holen. Das ist Simon Habl von habl cc, das ist unser österreichischer Distributor, der mit der Situation hier natürlich bestens vertraut ist.

Henning: Die plakative, aber dennoch zu stellende Frage als Journalist, was erwartet ihr euch jetzt von diesem Beta Test?

Simon Habl: Wir erwarten uns von dem Beta Test erste Eindrücke bei so großen Beschallungsdistanzen, Open Air, auch im Handling, gerade mit den niedrigen Temperaturen, um nochmal zu schauen, zwickt was, klemmt was. Bisher ist es wunderbar und ja: es geht hier wirklich um große Distanzen, sehr lautes Publikum und die Anforderung ist Sprachverständlichkeit, Sprachverständlichkeit, Sprachverständlichkeit. Aber auch wenn hier der DJ spielt, muss es bis am anderen Stadionende auch ordentlich Druck haben.

Kling & Freitag
„Es war auch Ziel bei der Entwicklung, dass man das System im Idealfall alleine ringen kann.“ sagt Marco Kuhnmünch. Foto: © Henning Sommer

Henning: Wieviele Leute braucht man für den Aufbau?

Simon: Also wir sind definitiv mehr Leute, als wir gebraucht hätten. Viele der Kollegen sind aus Interesse am System hier.

Marco: Da muss ich noch mal kurz einhaken. Es war auch Ziel bei der Entwicklung, dass man das System im Idealfall alleine riggen kann. Also einfach mal 12 Elemente pro Seite alleine hinhängen, ein Kabel hoch, fertig. Das sollte wirklich schnell und einfach gehen, weil Zeit ist Geld, Personal kostet Geld, Personal wird immer schwieriger zu finden. Körperliche Arbeit ist natürlich auch eine Belastung für den Rücken und so weiter. Das haben wir, glaube ich, auch hier geschafft unter widrigsten Schneebedingungen.

Simon: Ja.

Henning: Jetzt habe ich mir das tatsächlich etwas verschneiter vorgestellt, als es in der Tat ist. Das heißt, es war jetzt gar nicht notwendig, irgendwie mit Skidos oder Radladern das Material hochzubringen, sondern ihr seid einfach mit dem LKW hochgefahren, oder?

Simon: Wir haben angeliefert bei noch weniger Schnee, da ging es sogar mit dem Anhänger. Der Abtransport wird mit dem Radlader passieren und Allrad, weil sonst rutscht man hier runter und läuft Gefahr, irgendwo dagegen zu krachen. Also es ist schon erschwert hier. Aber Skidos braucht es zum Glück nicht.

Henning: Jetzt sind wir uns alle etwas uneinig, wie viele Personen in diese Arena passen. Was denkt ihr, wie viele Personen werdet ihr jetzt tatsächlich realistisch beschallen beim Springen?

Simon: Mit dem Hauptsystem?

Henning: Ja, genau.

Simon: Acht- bis ist Zehntausend, realistisch. Wir haben noch ein paar Systeme noch für Nebensektoren, aber die große Mehrheit der Leute beschallen wir hier mit diesen 16 Topteilen Sequenza 8.

Henning: Verschätze ich mich grob, wenn ich sage, die Entfernung sind so um die 100 Meter, vielleicht ein bisschen mehr, vielleicht auch 120?

Simon: Zu den hinteren Tribünen sind es sogar eher 150 Meter.

Henning: Das ist ja schon eine große Wegstrecke für ein Doppel-acht-Zoll-System. Ich bedanke mich euch erstmal bei euch beiden und werde dann den Niki, den Systemtechniker, noch etwas löchern.

Marco: Unbedingt. Der weiß nämlich am allerbesten, wie es hier läuft.

Henning: Prima, ich danke euch.

Marco: Super, danke dir.

K&F Amping
Bis zu 12 Sequenza 8 Module können mit einem System-Amp angefahren werden. Foto: © Henning Sommer

Henning: Servus, Niki, Henning von mothergrid. Du bist der Systemingenieur, stell dich doch bitte ganz kurz vor.

Niki: Hallo Henning. Ich heiße Niki, mein Aufgabenbereich heute ist die Beschallung des Zielraums und des Stadions beim Skispringen und ich versuche hier eine homogene Beschallung herzustellen,

Henning: Die ja, wie wir vorher schon gehört haben, tatsächlich zu gelingen scheint.

Niki: Ja, es war viel Vorbereitung drinnen mit Con Sequenza+ die Simulationssoftware von K&F , mit der ich alles berechnet habe. Wir haben hier ein Endfire-Subarray hingebaut, haben pro Seite acht Sequenza 8 Topteile gehängt und die entsprechende Winkelung eingestellt.

Henning: Bist du zufrieden mit dem System?

Niki: Also ich bin überrascht. Ich war anfangs skeptisch mit einem acht Zoll Treibersystem entsprechenden Pegel zu bekommen, aber es der erste Eindruck hat mich total überzeugt.

Henning: Jetzt habe ich beim Aufbau des Systems gelernt, dass man es auch asymmetrisch nutzen kann. Hast du dir das beim Systemdesign zunutze gemacht?

Niki: Habe ich tatsächlich. Es gibt hier beim Skispringen einen Bereich, wo Interviews für das Fernsehen gemacht werden und den habe ich versucht von der Stadionbeschallung auszublenden, so gut es geht. Und Der erste Eindruck ist im Vergleich zu den Vorjahren: Es ist besser, definitiv besser und wir haben weniger Lärmemissionen im Interviewbereich.

Henning: Das Handling vom System, wie taugt dir das?

Niki: Es ist sehr intuitiv. Es gibt natürlich Sachen, die man wissen muss, z.B. das mechanische Verstellen der Hornflares. Aber wenn man sich damit vertraut gemacht hat, ist das eine tolle Sache.

Henning:
Beschreibst du uns noch kurz dein Messsystem, das du verwendet hast, um das System einzumessen?

Niki: Ich verwende ein Funkmesssystem, weil wir haben hier Distanzen von bis zu 150 Metern und haben einen Zielraum, den wir nicht mit Kabel überbrücken können. Dazu nutze ich das beyerdynamic TG System mit MM Kapseln und als Messsoftware nutze ich Room EQ Wizard.

Henning: Ein Freeware Tool, an alle, die es noch nicht wissen, was aber ziemlich mächtig ist.

Niki:
Genau, es hat mich nach einigen Probeläufen sehr überzeugt. Ich nutzte davor lange Zeit das Systune von AFMG. Für mich auch ein super Tool. REW war für mich dann schlussendlich doch etwas praktischer.

Henning: Gut, dann glaube ich, haben wir alle relevanten Informationen beisammen und ich wünsche dir einen sehr erfolgreichen Tag beim Springen.

Nicki:
Dankeschön.

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