Läuft doch eigentlich alles ganz gut soweit: Die Festivals und überhaupt die Live-Produktionen werden immer größer und bombastischer für immer mehr Menschen. Reih Dich ein in die Konzertbesuchendeneinheitsfront. Aber was ist den mit den Graswurzeln auf Feld, Wald und Wiese, die einst den Grundstein legten für die kommerzielle Maximalverwertung? Das Haldern Pop hat im Jahr 2024 zum mittlerweile 41. Mal gezeigt, dass ein besseres Festival möglich ist.
Natürlich ist so ein Mega-Event in vielerlei Hinsicht eine feine Sache: Wahrgewordene Menschenträume sind etwas schönes und wenn dabei auch noch Geld verdient werden kann – umso besser. Besagtes Geld ist ja hinterher auch nicht weg, das hat nur jemand anderes. Die vielköpfige Crew zum Beispiel, die ja aller Wahrscheinlichkeit nach spätestens seit Corona angemessen wird – Ironie off.
Und bei aller Vielschichtigkeit eines solchen Spektakels, am Ende geht es dann ja doch zum großen Teil darum, das liebe Geld. Weswegen auch vermehrt Festivals aus genau diesem Grund die Segel streichen müssen: Es hat jemand anderes…
Kein Spagat zwischen Kunst und Kommerz
Auch das Haldern Pop Festival ist durch schwere Zeiten gegangen und hatte über die Jahre hinweg immer wieder zu kämpfen, doch das Dorf ließ sich nicht unterkriegen. Wohl auch, weil irgendwann der Spagat zwischen handverlesenen Indie-Perlen und Mainstreammusik beendet wurde und sich die Macher lieber ganz auf ihren guten Geschmack verließen, als auf die Besucherzahlen zu schielen. Etliche Künstlerinnen und Künstler haben in Haldern gespielt, bevor sie groß und berühmt wurden: So gastierten etwa MUSE hier, als sie hierzulande noch nicht einmal einen Plattenvertrag in der Tasche hatte.
Und man kann hier wirklich von ganz Haldern sprechen: In den Anfangszeiten konnten die Bewohnerinnen und Bewohner Anteilsscheine erwerben – was sie nicht davor bewahrte, auch ihre Arbeitskraft in den Dienst des Festivals zu stecken. Und diese tiefe lokale Verwurzelung merkt man dem Festival bis heute an: Es ist IHR Festival und die Menschen in Haldern empfangen das Publikum mit jener profitfernen Herzlichkeit, die man ansonsten nur von wesentlich kleineren Festivals kennt.
Die Technik liefert traditionell Media Spectrum, die Firma ist in gewisser Weise mit dem Festival gewachsen und liefert grundsolide Arbeit ab, ohne es zu übertreiben: Die Beschallungsanlage etwa besteht aus der V-Serie von d&b audiotechnik auf der Mainstage sowie Q-Serie im Spiegelzelt und liefert hervorragende Ergebnisse.
Was Festival-Lichtdesigner Rolf Wenzel allerdings an Lichtequipment verplant hat, klotzt ganz schön ran: JDC-2 IP von GLP im Verbund mit AURA XIP und MAC Aura Wash von Martin sowie JB-Lighting P12 auf der Hauptbühne ermöglichen zahllose Varianten an stimmungsvollem Licht. Die Bands bringen zum Teil wohldurchdachte touring setups mit, etwa der beleuchtete Schriftzug von Fontaines D.C. oder die hölzernen Podeste, auf der Lichtdesigner Johannes Zink die Band des Schweizer Künstlers Faber positioniert. im Zusammenspiel mit faltiger, metallisch wirkender Gaze als backdrop ein äußerst effektives Design.
Chaoscenter im ersten Stock
Rolf Wenzel ist eigentlich lieber mit Bands auf Tour, als Designs für Festivals zu entwerfen – eine große Ausnahme ist für ihn seit vielen Jahren das Haldern Pop. Die ganze Geschichte verrät er uns im Videointerview, das auf der Couch im ersten Stock des FoH entstand – trotz dortigem Tanzverbot ein beliebter Treffpunkt während des gesamten Festivals. Unterstütz wurde er in diesem Jahr unter anderem von Oliver Ranft, dem geneigten mothergrid-User sicherlich seit der Reportage über Sunrise Avenue kein Unbekannter.
Und beim absoluten Highlight des Haldern Pop, dem Spiegelzelt, ist sogar die Sonne ausnahmsweise Freundin der Lichtcrew, wenn sie am späten Nachmittag durch die farbigen Glasscheiben das Innere in fabelhaftes Licht taucht.
Im zweiten Interview berichtet Jamie Vogt darüber, wie sie mit Hilfe des LD Talent Club die Chance bekam, beim Haldern Pop am Pult zu stehen.
Interview: Jamie Vogt – LD Talent Club
Interview: Rolf Wenzel – Festivallichtdesigner
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