Lichtdesigner Dennis Feichtner ist kürzlich für zwei Konzerte der Band Emperor nach Japan gereist und berichtet exklusiv auf mothergrid von seinen Erlebnissen.
Mit dieser Band ist alles etwas „anders“. Seit 2001 wurde keine neue Musik veröffentlicht und das wird auch nicht mehr passieren. Allerdings haben Emperor mit ihren Alben echte Klassiker des Black Metal erschaffen und das Genre seit 1991 mitbegründet. Ihre teils 30 Jahre alten Songs waren damals schon sehr progressiv und zeitlos.
Auch recht ungewöhnlich erscheint es, zwei Shows eine Tour zu nennen, aber Emperor spielen eigentlich keine echten
Tourneen, sondern besetzen meistens Headliner-Slots auf großen Metal-Festivals. Gerade in Japan ist diese Art von Musik eine kleine Nische, daher spielen wir Venues mit einer Kapazität von 1.000-1.500 Personen.
Diese intime Club-Atmosphäre ist eine schöne Abwechslung zu den großen Festival-Shows. Wir haben bewusst darauf verzichtet, unseren Rider herunterzuskalieren und abzuspecken, damit er in diese Hallen passt. Sondern wir haben bis auf ein paar Kleinigkeiten einfach das genommen, was vor Ort verfügbar war.
Bestellt haben wir neben den Ton- und Lichtkonsolen (in meinem Fall eine grandMA2 light) nur ein kleines Floorsetup und wie immer die Backline, da dies unabdinglich ist.
Auch sind diesmal nur wir „Pult-Leute“ mitgereist statt der gesamten Crew. Aber wir hatten örtliche Techniker, die uns bei beiden Shows unterstützt haben.
Das hat das Leben deutlich vereinfacht, da diese Crew die Kommunikation aller Gewerke mit den Haustechnikern übernommen hat. Generell fühlt sich diese kleine Rutsche wie eine Klassenfahrt an und ist deutlich entspannter als so manch andere Fly-In-Show.
Nach unserer Ankunft in Osaka haben wir drei Flüge mit insgesamt knapp 16 Stunden Flugzeit und eine einstündige Shuttlefahrt zum Hotel hinter uns. Jetzt heisst es duschen, kurz aufs Ohr hauen und dann zu einem gemeinsamen Abendessen treffen und den Anreisetag entspannt ausklingen lassen.
Emperor – eine familienorientierte Band
Unaufgeregt geht es auch am Folgetag mit einem kurzen Produktions-Meeting los. Wir lernen unsere örtliche Crew kennen, gehen alles noch mal durch und erkennen, dass unsere Vorarbeit nun Früchte trägt: Denn eigentlich sind alle Details schon im Advancing per Mail besprochen und abgeklärt, sodass keine nennenswerten Änderungen zu erwarten sind.
Der Rest des Tages ist off und alle machen sich auf zum Sightseeing. „Emperor ist eine familienorientierte Band“, so die Aussage des Sängers und so verwundert es nicht, dass sich unsere Travelparty um das ein oder andere Familienmitglied ausdehnt. Meine kleine Splittergruppe entscheidet sich, das Osaka Castle zu besichtigen. Und auch das ein oder andere Shoppingerlebnis darf natürlich nicht fehlen. Am Abend folgen wir gerne der Einladung zum Konzert von Megadeth, die im Grand Cube spielen und nutzen die Gelegenheit, die Kollegen dort zu besuchen.
Der erste Showtag ist gekommen und unser Equipment wurde schon früh am Morgen zum Venue namens „Big Cat“ gebracht, wo unsere lokale Crew hervorragende Arbeit geleistet hat. So war bei unserem Eintreffen schon alles aufgebaut und vorbereitet. Der große Backdrop hängt, die Backline steht an Ort und Stelle und es ist eingeleuchtet, so dass wir direkt mit dem Einrichten starten können. Mein Lichtkollege Toshi hat sogar schon einen Patchplan erstellt, den ich als erstes
ins Pult übertrage.
Schön warm über den Köpfen
Mein normales Showfile wäre hier nicht wirklich zu gebrauchen, da sich das Lichtsetup sehr stark von unserem Rider unterscheidet und es einfacher ist, schnell eine neue Busking-Show aufzusetzen.
Der größte Unterschied besteht darin, dass im Dach keinerlei Movinglights hängen, sondern reichlich PAR-Scheinwerfer verbaut sind. Richtig Oldschool, schön warm über den Köpfen und es macht wirklich Spaß. Besonders die ACL-Gruppen fehlen mir in modernen Bühnen, daher versuche ich oft, diesen Look mit Beam-Movinglights nachzuahmen.
Dennoch hab ich mir ein kleines Floor-Setup bestellt:
- 8x Martin Mac Quantum Wash für den Backdrop und als Gegenlicht
- 2x Martin Mac Aura für den Drumriser
- 6x Martin Rush PAR als Gassenlicht
- ein paar Strobes und Audience Blinder
Da wir an diesem Tag reichlich haben, um alles einzurichten, ist es die perfekte Gelegenheit, mein neues InEar-System an den Start zu bringen und auszutesten. Dank des hervorragenden Mixes, den mein FOH-Kollege Joachim Møller für mich gezaubert hat, waren sogar meine Ohren entspannt.
Im Gegensatz zu unseren üblichen Showzeiten ist diesmal schon um 18h Doors Open und um 19h Showtime, da wir keinen Support-Act haben. Das bedeutet im Umkehrschluss einen ungewöhnlich frühen Feierabend und DIE Gelegenheit, im legendären Club „Rock Rock“ einzukehren. Ob es Zufall ist, dass unser Hotel in unmittelbarer Nähe liegt und fußläufig zu erreichen ist, weiss nur unser Tour-Manager. Aber es gibt da wohl eine Vorgeschichte…
So richtig krachen lassen wir es aber natürlich nicht, denn schon um acht Uhr morgens ist Lobby-Call zum Bahnhof. Es geht mit dem Shinkansen „Bullet Train“ von Osaka nach Tokio. Und das mit eindrucksvoller Pünktlichkeit.
Ausschließlich positive Überraschungen
Unser zweiter Spielort ist das Ex Theater Roppogi, das mit einer Kapazität von 1.500 Personen etwas größer ist als das Big Cat in Osaka. Auch hier ist schon alles nahezu spielfertig, als wir ankommen – ich muss lediglich den Patch anpassen und freue mich über noch mehr PAR-Licht in der Decke.
Der weitere Tagesablauf entspricht dem des Vortages. Die einzigen Überraschungen sind ausschliesslich positiv, wie z.B. meine immer wiederkehrende Erkenntnis darüber, wie professionell, effizient und diszipliniert alle Abläufe vonstatten gehen. Es läuft in Japan irgendwie alles rund.
Nach einer gelungenen Show freue ich mich über all die zufriedenen Gesichter vor und hinter der Bühne. Der Promoter lädt zu einem großen Abschluss-Dinner mit allen Beteiligten ein und wir dürfen uns über genug Freizeit am Abreisetag freuen, denn die lange Rückreise beginnt erst abends, was dem drohenden Jetlag entgegenwirken könnte.
In diesem Jahr erwarten mich mit Emperor neben den üblichen Festival-Shows noch eine USA-Rutsche mit fünf Dates
und ein Abstecher nach Mexiko, wo wir im letzen Mai schon spielen durften.
Links:
Bildergalerie: Dennis Feichtner mit Emperor unterwegs in Japan
Alle Fotos: © Dennis Feichtner