Deutschland im zweiten Pandemiejahr 2021 – in der ganzen Republik dürfen sich bis zu 25.000 Fussballfans in einem Stadion versammeln, während alle großen Musikfestivals auch dieses Jahr abgesagt werden.
Alternative Angebote wie Autokino- und Strandkorb-Konzerte sind da nur ein schwacher Trost, für Künstler wie auch für das Publikum – zumal die Wirtschaftlichkeit solcher Veranstaltungen bestenfalls um die schwarze Null kreisen dürfte.
Jetzt schlägt die Stunde der Herzblutfraktion – etwa die der Macher des „Rock am Stück“ Festivals, das unbeirrt von allen Pandemiewirren auch dieses Jaher unter dem Namen „coRaSna“ nahe Fritzlar stattfand, wenn auch mit deutlich weniger Zuschauern als üblich. Der Zuschauerraum wurde mittels Holzlatten in Parzellen unterteilt, in denen jeweils sechs Personen Platz fanden. In Verbindung mit Masken, Händewaschen und 3G-Regelung für den Zugang konnten so immerhin rund maximal 1.500 Personen die beiden Konzerte von Fury In The Slaughterhouse am Freitag und Samstag genießen.
Üblicherweise drängen sich viele tausend Menschen auf dem Festivalgelände, Bands wie Testament und andere Heavy-Größen bevölkern die Bühne und haben das RaS-Festival weit über Hessens Grenzen hinaus bekannt gemacht – sogar die ICS Festival Service GmbH (das Unternehmen hinter dem Wacken-Festival) ist seit 2016 als Gesellschafter mit an Bord.
Modulares NEXO STM von Sound Linear
Für die Beschallung war Sound Linear aus Paderborn unter der Federführung von Oliver Thiele zuständig. Als langjähriger Partner des französischen Herstellers NEXO stattete Sound Linear auch das CoRaSna-Festival mit jeder Menge Material von NEXO aus: Die Hauptbeschallung erfolgte mittels des modular aufgebauten STM-Systems:
Das STM-System besteht aus 4 proportional zueinander passenden Modulen, aus denen Systeme jeder Größenordnung zusammengestellt werden können. In diesem Fall 18 x M28-“Omni”-Mehrzweck-Module, sechs Stück M46-Hauptmodule, und 20 S118-Sub-Module. Die Mainhangs wurden ergänzt durch ein Dutzend P8 als Nearfill sowie sechs M6 als Outfill und als Delay fungierten 18 Stück M10.
Für die nötige Power sorgten insgesamt sieben NEXO Universal Amp Racks (NUAR). Auf der Bühne kamen ein Dutzend der neuen NEXO P12 als Wedges sowie Speaker der Alpha-Serie als Sidefills und schließlich noch zwei nagelneue L18-Subwoofer, die frisch aus dem Karton auf die Bühne an der Papiermühle nahe Fritzlar gehievt wurden. Angetrieben wurde das Monitoring-System von zwei weiteren NEXO NUAR. Als Festival-Pult fungierte eine DiGiCO SD12 mit SD Rack
Genauere Infos über die Konfiguration des Systems gibt uns Oliver Thiele im Video. Für den FoH-Sound des Headliners war Martin Kühlechner zuständig, der auf einem Pult von Yamaha ein wirklich großartiges Ergebnis ablieferte.
Licht von Martin und SGM
Beim Lichtsetup verließ sich die Crew des zuständigen Dienstleisters TourService Lichtdesign auf bewährte Scheinwerfer von Martin by Harman und SGM, die „absoluten Arbeitstiere“, wie es Daniel Kühnpast von Tourservice Lichtdesign im Video beschreibt: MAC Viper Profile, Martin MAC Aura, Martin Atomic 3000, und jede Menge SGM P5 für den Backdrop – die Geräte laufen, sind robust, alle Bands wissen, was sie da bekommen und das läuft, da gibt es keine Diskussionen, wie es Daniel Kühnpast im Video beschreibt.
Zuständig für das Lichtdesign von Headliner Fury In the Slaughterhouse war Jens Lindschau, der uns noch folgenden Tipp mit auf den Weg gab: „Wenn Du zehn Scheinwerfer dabei hast, heb Dir drei für den letzten Song auf“. Interessant seine Herangehensweise, die Movinglights nicht ständig wackeln und flackern zu lassen, sondern mit starken stehenden Bildern die Band zu unterstützen.
Der Videobulli der Gebrüder Rupp
Mit der Bespielung der LED-Wand hinter dem FoH wurden die Gebrüder Rupp beauftragt, die mit einem Bulli anrückten, der als OB-Van fungierte. Genau das richtige für die Größe dieses Festivals, das durchaus auch ohne Video-Unterstützung ausgekommen wäre. Aber das minimalistische Setup der Rupp war genau der richtige Hammer für diesen Nagel.
Wie geht’s weiter?
Mindestens ebenso interessant wie die Technik war bei diesem Festival allerdings die Tatsache, dass es für viele Beteiligte der erste Einsatz seit Beginn der Viruskrise war. Die Routine stellte sich schnell wieder ein und alle waren froh, dass es sich ein bißchen anfühlte wie früher. Es steht allerdings auch die Frage im Raum, ob Festivals auf unbestimmte Zeit nur noch von Menschen wie Michael Döring und Georg Keßler – den Machern des Rock-am-Stück-Festivals – durchgeführt werden, denen finanzielle Aspekte ziemlich egal sind, solange ihre Leidenschaft sie nicht in den Ruin treibt. Aller Voraussicht nach werden auch diese zarten Versuche, die Branche wiederzubeleben, im Herbst wieder zum Erliegen kommen.
Dicker Respekt gebührt jedenfalls den Veranstaltern, die sich auch von widrigen Umständen nicht unterkriegen ließen und lassen. Ihr größter Trumpf dürfte ein guter Draht zur örtlichen Verwaltung sein und Menschen dort, mit denen man reden kann. Dieser Umstand ist ein paar Hausnummern größer anscheinend schon lange nicht mehr gegeben.
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