Lichtdesigner Bertil Mark ist, ebenso wie Bela, Farin und Rod von den Ärzten, immer für eine Überraschung gut. mothergrid war zu Besuch im Haus Leipzg Auensee, wo die Ärzte auf der „Herbst des Lebens“ Tour zwei Tage zu Gast waren.
Und auch Bertil Mark kennt den Namen, den die touring family der altehrwürdigen Location gegeben hat: Haus Grauensee wird es genannt und steht stellvertretend für viele kleinere und mittelgroße Häuser: Hier muss man als Designer Kompromiße eingehen und zusehen, wie man seine Vision möglichst effektvoll auf die Bühne bringt.
Modulares Design für massig Möglichkeiten
Deswegen hat Bertil modular gedacht: So kann er sich den verschiedenen Venues mit ihren unterschiedlichen Anforderungen bestmöglich anpassen. Da Movinglights kein tragender Bestandteil des Setups sind, kommt dem Betrachtenden schnell der Begriff „Retro“ in den Sinn – das sieht Bertil Mark allerdings etwas anders: Er ist ein Stück weit zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, als es ihm und vielen anderen auch ohne Movinglights gelungen ist, Bewegung in eine Show zu bringen.
Also hat er viele kleine Gimmicks im Design untergebracht, Gebilde aus Schreibtischlampen, rotierende Astera-Sticks oder das legendäre dreigepunktete Ärzte-Ä. Letzteres ist mit Material von Elidy / Ereimul aus dem Bestand von Bertil realisiert worden, einige der wenigen Geräte, die erselbst in seinem Bestand hat: Klein und vielfältig einsetzbar, um im Bühnenbild an den richtigen Stellen Akzente zu setzen. Oder um ein Objekt zu bauen, wie das Ä im Fall der Ärzte.
Anstatt eines Backdrop befindet sich upstage eine Lampenmatrix, bestehend aus der SHOW-Serie von ROXX. Ebenfalls von ROXX stammen die S2-Lampen, ein Wash-Strobo-Fixture, die am Boden hinter der Backline positioniert sind und jeden Abend aufs Neue für beeindruckende Schattenspiele sorgen.
Dort befinden sich auf die wenigen Movinglights, eine Reihe ESPRITE von Robe, die auch als Frontlichter Verwendung finden.
Da laut Bertil die Band live sehr von der Interaktion mit dem Publikum lebt, achtete Bertil Mark darauf, den Zuschauerraum ausreichend und auf breiter Fläche ausleuchten zu können. Doch hier sind wir wieder bei den Überraschungen: Statt den zu erwartenden Blindern entschied er sich für S-Tribe von Portman, ein ornamentales Fixture, das überraschenderweise auch als Blinder ausgezeichnet funktioniert. Drei Reihen davon sind insgesamt verbaut. Und durch den geschickten Einsatz von Intensitätsverläufen hat es manchmal sogar den Anschein, als wären die Linien aus den Geräten gekrümmt.
Lichtsteuerung: MIDICRAFT und grandMA3 im Dreier-Modus
Für Bertil ist die „Herbst des Lebens“ Tour der Ärzte die Erste, bei der er mit der Version 3 der grandMA-Software arbeitet. Die Setlist ist fast jeden Abend verschieden, also mischt er die Show jeden Abend „komplett on the fly“ zusammen, wie er im Video berichtet. Die neue Software hat seine Kreativität beflügelt und kommt der spontanen Arbeitsweise von Bertil und der Band erstaunlicherweise sehr entgegen.
Die bereits erwähnte Matrix aus SHOW-Lampen von ROXX steuert Bertil über zwei MIDICRAFT-Controller an, mit denen er die zahlreichen Bilder erzeugt, die sich mit der stattlichen Anzahl von bis zu 90 Lampen realisieren lassen.
Insgesamt eine waschechte Bertil-Mark-Show mit vielen Details, an denen das Auge kurz hängenbleibt, ohne zu sehr von den eigentlichen Akteuren auf der Bühne abgelenkt zu werden. Denn schließlich gibt es ja nur einen Gott: Bela. Farin. Rod.
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