Beamte der Branche? Interview mit Torsten Jacobs, Neumann & Müller

Livestream am Donnerstag, 16. Mai 2024 um 10.00 Uhr. Im Anschluß auf YouTube verfügbar.

Seit mehr als 40 Jahren, nämlich seit 1981 existiert die Firma Neumann & Müller in – ja, wo genau eigentlich?

Das Unternehmen verfügt nach eigener Aussage über das größte Standortnetzwerk Deutschlands und deckt wirklich alle Aspekte einer professionellen Eventproduktion ab: Licht, Ton, Video, Rigging natürlich, aber auch Content Creation und Event-IT stehen auf der Fahne des Dienstleister.

Im Rock’n’Roll ist Neumann & Müller nicht so richtig zu Hause, aber kann man deswegen gleich von „Beamte der Branche“ sprechen? mothergrid wird es herausfinden im Livestream mit Torsten Jacobs, neben Christoph Rupieper und Thomas Epple einer der Geschäftsführer des Unternehmens. Schaltet ein und diskutiert mit, der Livechat ist offen für Fragen, Anregungen und Kommentare!

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Hier das Inteview in voller Länge:

Markus Wilmsmann Ja, einen wunderschönen Donnerstagvormittag wünscht euch Markus Winzmann aus dem Mothergrid Studio und mein heutiger Gast Torsten Jacobs von Neumann und Müller ist mir bereits zugeschaltet. Und mit ihm möchte ich mich mal unterhalten über die Firma Neumann und Müller, die ja keine große Unbekannte ist, aber trotz 800 dreiig Festangestellten, da können dann ja nicht die ganzen anderen auch dort arbeiten und Inside Views liefern. Und deswegen habe ich mir Torsten heute eingeladen. Torsten, du bist einer von drei Geschäftsführern von Neumann und Müller und ich begrüße dich ganz herzlich hier in meinem Avalon Studio.

Torsten Jacobs Hallo Markus, vielen Dank, grüß dich.

Markus Wilmsmann Fangen wir doch mal ein bisschen mit dir an. Wie bist du denn in die Branche gekommen? Du hast mir mal erzählt, DJ, es gibt ja die Möglichkeiten, entweder Musiker oder DJ als Voraussetzung, um in die Branche einzutreten. Und du hast dann aber auch noch eine Karriere beim Fernsehen gemacht.

Torsten Jacobs Ja, man kann ja noch früher anfangen. Also ich habe, glaube ich, meine Affinität lag in erster Linie, glaube ich, eher so in der Unterhaltungselektronik. Also ich habe in frühen Jahren schon, ich weiß es nicht, 1314 angefangen, zu Hause mit Steueranlage zu basteln und auch Schallplatten zu kaufen. Wobei ich jetzt nicht so der musikalische Typ bin. Also da stand jetzt nie so, dass das Interesse an Musik direkt dahinter.

Torsten Jacobs Und als das so losging mit den ersten Klassenväten, also so mit 1415, war ich halt einer von den Deppen, der eine Steueranlage hatte und die mitgeschleppt hat. Und das war zwar alles ganz lustig, aber ich hatte dann ein Erlebnis, das hat das sehr befördert, das Interesse an dem ganzen Thema, als wir mal wieder dann eine Fete hatten, wie das damals ja noch hieß. Und wir brauchen halt immer zwei Steueranlagen, damit du von einer Schallplatte auf die andere mixen konntest über Volume, wir hatten ja kein Mischpult. Und da kam ein Klassenkamerad mit einer Schallplatte an und sagte, hier, das hätte sein großer Bruder, hätte ihm die mitgebracht und die wäre jetzt also gerade, das wäre echt der Knaller und die müssen wir mal auflegen. Ich habe die, ich habe mich ein bisschen vorbereitet, ich habe hier auch mal mitgebracht.

Torsten Jacobs Und damals war das Supermax World of Today. So, und das hat mich also dermaßen geflasht, dass ich gedacht habe, boah, das ist ja total super, aber mit einer hifi Anlage knallt das irgendwie nicht so richtig. Da musst du dich mal mehr mit befassen. Und damit ging es dann eigentlich los. Hinzu kommt halt ein anderes Thema.

Torsten Jacobs Ich bin ja so ein bonner Kind der Republik und in den er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es ja hier in Bonn die ganzen großen Demos. Und damals mein Kumpel Jens, mit dem ich dann auch zu Schulzeiten schon das Firma hatte, mit dem bin ich halt immer nach Bonn auf die Hofgartenwiese gefahren zu allen Demos und haben uns angeguckt, wie das denn damals so, wer wie da irgendwie Bescheid hat. Und dann später, also Anfang der ER Jahre, waren dann ja schon so Kollegen wie wie Maniak unterwegs oder Werner Renz mit Schallwand haben wir die großen Demos Bescheid. Und das haben wir uns mal angeguckt und das hat es, glaube ich, so ein bisschen zusammengefügt. Auch wenn ich dann zwischendurch danach, also zu Schulzeiten, als ich Abi gemacht hatte, da hatten wir schon ein Lager und ein Büro und zwei VW Buße.

Torsten Jacobs Das hat sich aber nach der Schule alles so ein bisschen zerbröselt, weil ich glaube, wir hatten jetzt auch keinen sonderlich kommerziellen Ansatz in dem, was wir da gemacht haben, sondern wir wollten halt Party und wenn kein Job war am Wochenende, dann sind wir halt mit den Mädels nach Holland gefahren zum Surfen. Aber das war jetzt nicht so, dass wir da das Bestreben hatten, wir machen jetzt hier eine Beschallungsfirma auf oder und wie sowas, sondern das war wirklich nur Spaß an der Technik und Spaß am Lernen.

Markus Wilmsmann Ja, das ist ja eine relativ klassische Geschichte, wie man so in die Branche kommt. Der kommerzielle Gedanke steht erstmal im Hintergrund, Hauptsache es ist laut und hell. Und dann hast du auch noch eine Zeit lang beim Fernsehen gearbeitet.

Torsten Jacobs Ich habe nicht so einen linearen Lebensweg an der Stelle. Also ich habe dann auch erst eine Ausbildung gemacht, weil ich mir gedacht habe, so oben mit dem Strom, das ist schwierig mit den dicken Kabeln, da passiert ganz schön viel, weil das hat auch ein paar mal ordentlich gerumst bei uns, weil wir keine Ahnung hatten. Und habe dann aber festgestellt, nee, irgendwie so Elektroinstallateur ist es auch nicht, also musst du da mal ein bisschen studieren. Dann habe ich Elektrotechnik studiert und habe dann aber parallel bei einer Fernsehproduktionsfirma angefangen in Köln. Da ging es dann halt eher in den Bereichen, heute würde man sagen Videotechnik, also Broadcasting, Aufnahmetechnik und solche Sachen.

Torsten Jacobs Habe das zwei Jahre gemacht, aber das war halt auch nicht so meins. Und dann bin ich halt wieder zurückgerutscht in den Veranstaltungsbereich.

Markus Wilmsmann Und hättest du dir denn damals vorstellen können, dass du mal Geschäftsführer von so einer großen Firma wie Neumann und Müller wirst?

Torsten Jacobs Nein, war auch niemand Ziel. Also das, sag mal, ich bin jetzt vom Typ her, ich habe sicherlich so ein gewisses Maß an Alphatierigkeit, also was auch so was so Projektumsetzung betrifft. Aber ich bin jetzt auch keiner, der den Machtanspruch hat oder den Ehrgeiz hat, hier irgendwie chief of all zu sein oder so. Überhaupt nicht. Das ergab sich halt im Laufe der Jahre, glaube ich.

Torsten Jacobs Am Ende ist es ja so, man muss ja ein bisschen unterscheiden. Klassisch in der Branche ist es ja so, dass der Geschäftsführer, der Geschäftsführer einer GmbH ist ja bei uns meistens auch der Inhaber oder der Gründer. Rechtlich gesehen ist ja der Geschäftsführer das ausführende Organ der Gesellschafter. Und als solches verstehen wir uns drei uns auch. Also Normane Müller ist ja nach wie vor ein inhabergeführtes Unternehmen.

Torsten Jacobs Das heißt, es gibt eine Vielzahl von beteiligten Kolleginnen und Kollegen, die im Unternehmen auch aktiv tätig sind, in leitenden Funktionen. Und da brauchst du nun mal aus rechtlichen Gründen für das ganze Konstrukt ein Geschäftsführer. Und der Geschäftsführer ist das ausführende Organ der Gesellschafter. Das definiert das glaube ich eigentlich ganz gut. Das war auch was, wie wir uns selber verstehen und was wir, was wir täglich tun.

Markus Wilmsmann Okay. Es ist ja so, normalerweise für misstrauische Menschen erscheint es ja dann oft so, wenn Firmen sich sowas auf die Fahnen schreiben, so hier Mitarbeiter geführt, ein tolles Betriebsklima, dann sind manche Leute ja sehr vorsichtig und sagen, das könnte auch genau das Gegenteil heißen. Aber jetzt ist es ja so, dass Neumann und Mülle ja wirklich dann einen sehr guten Ruf genießt. Ich habe es auch in der Überschrift des Videos schon erwähnt, die Beamten der Branche, was jetzt erstmal nicht besonders sexy klingt, da weiß man halt, wie der Job wird erledigt. Aber ärgert dich das denn so ein bisschen, dass praktisch Neumann und Höhler ja immer noch so ein bisschen den Ruf hat?

Markus Wilmsmann Ja, ein bisschen Fahrt, aber es gibt nichts zu meckern.

Torsten Jacobs Der Ruf eilt uns ja schon länger voraus. Ich glaube, man muss da ein bisschen unterscheiden. Das eine ist ja, wir sind ja jetzt kein kleiner Laden und mit einem Nachteil ist natürlich, wenn das Unternehmen wächst, desto mehr Struktur brauchst du. Diese Struktur führt natürlich zwangsläufig auch zu mehr Regeln oder Regelwerk und wahrscheinlich sind wir da geregelter und regulierter als mancher kleiner Laden. Bei uns geht halt vieles nicht mehr so eben so mal gerade mit Auge zudrücken.

Torsten Jacobs Auf der anderen Seite ist es so, dass wir natürlich als Unternehmen, dadurch, dass wir nicht aus dem Rock’n’Roll Bereich kamen, sondern der Herr Ewald Müller und Herr Jürgen Neumann haben sich ja primär eigentlich mit dem Thema Broadcasting, also Rundfunk und Fernsehbestand beschäftigt in den Anfangsjahren. Haben da wahrscheinlich auch ein bisschen anderen Zugang. Also wir sind mit Sicherheit über viele Jahre auch das Unternehmen gewesen mit dem besten gepflegtesten Materialpool. Und so einen Anspruch, den entdeckst du dann natürlich an anderen Stellen auch. Beamte der Branche finde ich mal echt ein bisschen überzogen.

Torsten Jacobs Glaube ich nicht. Auf der anderen Seite erleben wir natürlich alle, dass diese Branche sich zunehmend professionalisiert im Sinne von man rutscht immer weiter in irgendwelche Regelwerke rein, sei es von Seiten Gesetzgeber oder sei es auch selbst auferlegt. Es bleibt halt nicht aus. Das ist halt im Grunde das, was ich vorhin gesagt habe. Also in den ER Jahren begann eigentlich das erst als Business, was wir heute so selbstverständlich verstehen als Veranstaltungsbranche und das einfach nicht lange.

Torsten Jacobs Das ist normal, glaube ich.

Markus Wilmsmann Ja, das ist der Professionalisierungsprozess noch im vollen Gange. Ich wollte an der Stelle kurz Zuschauerinnen und Zuschauer auffordern, diskutiert bitte gerne mit Thomas Epple. Habe schon dein Hemd gelobt. Geiles Hemd, sagt er hier im Live Chat oder vielleicht meint er meins, aber das kann ich mir jetzt nicht so vorstellen. So und jetzt ist mir kurz meine neue, meine nächste Frage, da ist sie aber wieder.

Markus Wilmsmann Aber du als Geschäftsführer musst ja sehr betriebswirtschaftlich denken und betriebswirtschaftliches Denken kann man ja auch mit dem Wort Wachstum erstmal grob überschreiben. Gibt es denn da auch so Bestrebungen, einfach in den Rock’n’Roll noch vorzustoßen oder sich dieses, diesen Marktbereich auch noch zu erschließen, weil einfach überall, wo man paar Mark verdienen kann, paar Mark verdienen sein müssen? Oder sagt ihr lieber, nee, können wir schon, machen wir vielleicht auch mal in Ausnahmesituationen, aber eigentlich konzentrieren wir uns auf den Corporate Bereich. Dann muss das Material auch nicht irgendwie nach irgendwelchen Open Air Einsätzen aufwendig gereinigt werden, sondern wir können unsere Qualität einfach besser halten.

Torsten Jacobs Also erstmal würde ich das nicht wertend betrachten wollen, sondern unser Schwerpunkt liegt halt im Messe und Corporate Bereich. Das hat auch ein bisschen was mit der Materialkonfiguration dazu zu tun. Also wir können, muss man ganz ehrlich sagen, wir können auch schlecht turing, einfach weil wir nicht darauf konzipiert sind von der Materialausstattung her und von der Materialkonfektionierung her. Wir sind sehr auf Einzellösungen, sehr kleinteilig konfiguriert und deswegen, ja, schauen wir mal, was wird. Also es ist jetzt nicht so, dass wir uns dagegen wehren oder sagen, das ist doof.

Torsten Jacobs Am Ende hängt es halt immer daran, es ist ja keine unternehmerische Entscheidung zu sagen, ich mache jetzt dies, ich mache jenes, ich mache morgen Autowaschstraßen auf, sondern du brauchst ja Menschen, die das Ganze auch mit Leidenschaft betreiben und machen wollen und auch machen können. Das ist ein sehr guter Preis, wenn sich, wenn sich bei uns jetzt das ergibt, dass Menschen sagen, der Rahmen, den ihr mir als Unternehmen bietet, finde ich toll, aber ich will mit euch rock’n’roll machen. Warum soll man dann keinen Rock’n’Roll machen? Aber aktuell haben wir das halt nicht.

Markus Wilmsmann Na gut, also ich meine, ich frage nur so ein bisschen verschachtelt, weil es gibt ja durchaus Firmen, die auf allen Hochzeiten tanzen und da gibt es dann schon auch mal Abstriche an Materialqualität zu verzeichnen. Wie auch immer, wie das dann zusammenhängt, mag ich nicht beurteilen, aber ich wollte nur einfach aussuchen. Es ist keineswegs selbstverständlich. Du hast gerade über die Menschen gesprochen, die das Unternehmen Neumann und Müller ausmachen. Ich habe es vielleicht schon erwähnt.

Markus Wilmsmann 800 Dreiig Festangestellte ungefähr zur Zeit stolze 109 Auszubildende und 4200 Freelancer ungefähr.

Torsten Jacobs Mein Stand sind 900 Dreiig Festangestellte.

Markus Wilmsmann Ich habe auf der Homepage nachgeguckt, vielleicht diese Webmaster, aber ich will es mir mit niemandem verscherzen. Herr Webmaster, die sieht zumindest sehr, sehr modern aus. Also 901 paar zerdrückte Festangestellte, 109 Auszubildende, das sind ja fast 10 %. Und ich habe in dem Interview mit dir gelesen, dass ihr den Fachkräftemangel wesentlich oder dass der Fachkräftemangel für euch jetzt nicht so ein großes Problem ist wie unter Umständen für andere Firmen der Branche. Worauf führst du denn das zurück?

Markus Wilmsmann Ist es das gute Klima?

Torsten Jacobs Also wir haben uns in der Pandemie schon sehr frühzeitig dafür entschieden. Erstens, wir glauben daran, dass der Fachkräftemangel das zukünftige Problem sein wird nach dem Ende der Pandemie. Also haben wir uns schon ab Beginn der Pandemie eigentlich dazu entschieden, dass wir in diesem Bereich auf jeden Fall investieren wollen, also in Personal investieren wollen, im Sinne von wie bauen wir einen eigenen Technikerstamm weiter aus? Wie binden wir Menschen an uns, aber auch wie stärken wir unsere Präsenz in der Wahrnehmung nach außen, um einfach für Mitarbeiter oder potenzielle Mitarbeiter interessant zu sein? Und dadurch hatten wir eigentlich schon, glaube ich, eine ganz gute Basis, um zu dem Zeitpunkt, als es dann wieder losging, entsprechend auch viele Menschen anzusprechen und dadurch bis heute eigentlich einen sehr guten Zugang in die Branche glauben zu haben, um halt Menschen zu finden, die wir für uns begeistern können.

Markus Wilmsmann Aber euch spielt ja da in die Karten. Wir sind da bei diesen 360 Grad Gedanken, über den wir vorgesprochen haben auf der Bühne. Aber euer Angebot ist ja auch sehr mäßig ausgerichtet. Z.B. videotechnik ist ja das eine, aber es muss ja dann auch Inhalte geben, die man auf LED Screens schicken kann.

Markus Wilmsmann Und da seid ihr ja im Prinzip auch in allen in allen Gewerken vertreten. Also ihr sorgt praktisch nicht nur für die Technik, die steht, sondern dafür, dass auch Inhalte geschaffen werden. Also da kann man ja sagen, da ist ja im Prinzip für jeden was dabei, der sich für grob für Veranstaltungstechnik interessiert, für Inhalte. Also das geht ja weg vom reinen Kisten schieben, Lichthohn aufhängen, Show und fertig.

Torsten Jacobs Ja, also das sieht man ja alleine schon daran, in welchen Bereichen bilden wir aus. Es geht ja über den klassischen Veranstaltungstechniker deutlich hinaus. Also wir bieten ja unterschiedlichste berufliche Richtungen in Richtung medialer Ausbildung, also Mediengestaltung und so weiter aus, aber natürlich auch in klassische funktionale Bereiche wie Bedarf im Lagerbereich und so weiter. Also das ist ja sehr, sehr breit gefächert. Das Berufsbild des reinen Veranstaltungstechnikers gibt es ja jetzt auch noch nicht so lange.

Torsten Jacobs Also zu meinen Zeiten gab es das noch überhaupt nicht. Da war man eigentlich dran zu denken. Die Spezialisierung, die natürlich, glaube ich, jeder für sich selbst auch möchte, die bildet sich natürlich auch in den Ausbildungsberufen zunehmend ab. Und durch die Größe des Ladens bei uns haben wir natürlich auch ganz gut die Möglichkeit, dass sehr, sehr kleinteilig abzubilden in den unterschiedlichen Sparten. Sonst kann jeder breit gefächert anfangen, aber dann auch schnell so seine Schiene finden, in der er weiter tätig sein muss.

Torsten Jacobs Also natürlich schätzen wir sehr die Allrounder, also den klassischen Tontonlicht Videotechniker, der alles so ein bisschen kann. Aber wir bieten halt auch ein hohes Maß an Spezialisierung in den einzelnen Gewerken an.

Markus Wilmsmann Spezialisierung, da habe ich einen guten Kommentar. Ich nehme an, es handelt sich um den Neumann und müller Mitarbeiter Marcel Killhoff. Ich habe letztens mit einem Kollegen darüber gesprochen, ob wir irgendwann auch Rock’n’Roll machen würden. Witzig wäre eine Sondereinheit an Mitarbeitern, die sich auf Rock’n’Roll spezialisieren würde, aber eben aufgrund unseres Materials wird das eher schwierig.

Torsten Jacobs Also aber sozusagen Sondereinheit ist ein sehr schönes Wort für Menschen, die halt sich für das Thema speziell begeistern und das vorantreiben wollen. Das ist eine. Das zweite ist sicherlich die Materialfrage. Es gibt ja auch Kollegen, die da schon sehr erfolgreich in dem Bereich unterwegs sind und beides bedienen. Aber auch da sieht man, dass das schon sehr spatengetrennt ist.

Torsten Jacobs Also auch bei denen ist Rock’n’Roll einfach eine andere Abteilung und teilweise andere Technik und andere Materialkonfektionierungen als der Corporate Bereich. Und das macht auch Sinn.

Markus Wilmsmann An der Stelle vielleicht noch mal diese Grad Gestaltung, über die wir vorhin gesprochen haben. Ich fand das ein sehr gut beschreibendes Bild, wie man rock’n’roll, eine Touring Produktion von einer Corporate Veranstaltung unterscheiden kann. Weil du meintest, da kommt es auf die Grad Gestaltung an bei so einem Corporate Event und das findest du spannend. Was müssen sich denn unsere Zuschauer und Zuschauerinnen darunter vorstellen?

Torsten Jacobs Die Anforderungen bei einem Live Event, also bei einem Bühnengeschehen oder Konzert, ist ja etwas, was in einem definierten Raum stattfindet. Also ich habe eine eine Bühne, in dem halt etwas inszeniert wird. Im Bereich Corporate ist es häufig so, dass natürlich auch das Thema einer Inszenierung oder Präsentation oder was auch immer da passieren soll, im Vordergrund steht. Aber die Aufgabe an uns ist natürlich schon eher 360 Grad mäßig die Gesamtfläche des Raumes, die Gesamtveranstaltungsfläche, die halt nicht nur die Bühnenfläche ist, sondern der gesamte Bereich, wo sich die Gäste bewegen, zu gestalten. Und das erfordert schon ein bisschen andere Ausstattung und ein bisschen anderes Denken in der Sache als jetzt die Begleitung einer Band.

Torsten Jacobs Ich sehe das auch nicht wertig oder so. Das eine ist nicht toller, schwieriger oder was weiß ich was als das andere. Es ist halt anders. Andere Aufgaben erfordern halt ein bisschen anderes Denken.

Markus Wilmsmann Und jetzt ist es ja so, dass du selber auch noch regelmäßig auf Produktion bist und zwar nicht nur, um nach dem Rechten zu sehen, sondern auch wirklich in einer Funktion. Macht es noch Spaß oder denkst du dir ja nee, eigentlich würde ich lieber dir das Daily Business und auf Baustelle mir so aus der Ferne aus dem Büro anschauen?

Torsten Jacobs Naja, ist es leider zunehmend weniger, muss ich sagen, dass mit den Projekten und ich vermisse es wie Hölle. Ich bin ja auch so ein Produktionshainzel. Also das ist, ich liebe das. Ich liebe nach wie vor diesen temporären Bau, also dieses, diesen, diesen Weg vom Entstehen von Ideen im Kopf, wie gestalte ich Räume, wie gestalte ich Abläufe, zum dann zur Umsetzung vor Ort und zu sehen, dass das dann alles so ist wie gedacht. Und das Tolle ist, es ist halt alles, es generiert halt in erster Linie nur Bilder für den Kopf und hinterher packt man alles wieder ein und nimmt es wieder mit.

Torsten Jacobs Ich finde es nach wie vor großartig.

Markus Wilmsmann Können wir über die schlimmste und schönste Veranstaltung reden, ohne dass es Ärger gibt hinterher? Also über die schönste bestimmt, aber hast du eine Erinnerung an die schlimmste Veranstaltung.

Torsten Jacobs Die du gedacht hast?

Markus Wilmsmann Um Gottes willen, ich muss weg aus der Branche?

Torsten Jacobs Schöne Veranstaltungen fand ich auf jeden Fall immer. Projekte, bei denen man die Welt sieht. Also ich bin ja dankenswerterweise durch diesen Job auch wirklich quer durch die Welt gekommen, ohne jetzt hier alle Messen der Welt schon bespielt zu haben. Aber das hat mir persönlich wirklich auch immer viel gebracht, dass ich einfach auch häufig mir dann die Zeit genommen habe, also außer dem reinen Hinfliegen irgendwo hin und wieder zurück, auch einfach die Zeit zu nutzen, um einfach auch was zu erleben. Das war immer sehr toll.

Torsten Jacobs Mir ist glücklicherweise relativ. Oder mir ist eigentlich nie was richtig in die Hose gegangen, würde ich mal sagen. Also oder was Schlimmes runtergefallen oder sowas. Ich hatte mal ein Projekt, das war wirklich furchtbar, das war in Berlin. Dann ging es um eine große Fassadenprojektion.

Torsten Jacobs Also auf so eine Hochhaus Fassade sollte ein großes Logo projiziert werden, mit damals noch so großen Diaprojektoren, mit sieben kw Xenon in Tandem und also ziemlich für damalige Verhältnisse aufwendiges Ding. Und da ging so alles schief, was nur schief gehen kann. Also angefangen mit falscher Berechnung der Optik und es endete damit, dass der Kunde sich beschwert hat, dass er nichts sieht. Und man steht dann davor und denkt sich, das ist komisch, ich sehe doch alles, sieht doch eigentlich ganz gut aus. Und es war einfach so, dass ich auch im Vorfeld das Projekt halt nicht im Detail geprüft hatte und der Kunde einfach aus der Sichtachse überhaupt nicht auf die Fassade gucken konnte, auf der er etwas sehen wollte, sondern der guckt halt irgendwo anders hin.

Torsten Jacobs Und das Ganze mit doch relativ hochkarätigen VIP Corporate was weiß ich Geschichte. Das war, das zieht einem schon den Teppich unter den Füßen. Das war sehr, sehr unglücklich.

Markus Wilmsmann Ja, und mir fliegt jetzt hier mein hart an den Fake News agierender Sensationsjournalismus um die Ohren, weil sich die graue Eminenz der Beschallungstechnik Tom Ad einschaltet. Und nur weil ein Unternehmen den Handwerkerstatus verlässt und sich auch um Geschäftsführung, Marketing und Vertrieb kümmert, wird man noch nicht ein staatliches Unternehmen mit beamten.

Torsten Jacobs Danke, Thomas.

Markus Wilmsmann Ja, aber ich muss ja Leute, ich muss ja irgendwie Leute in den Stream kriegen. Das muss man doch nachvollziehen. Aber wir haben ja jetzt auch für gar nicht so wenig Zuschauer dieses Ding ja jetzt geklärt mit Beamten und oder nicht. Und tatsächlich, also wenn das nicht wieder irgendwelche Journalisten rauskramen würden, wenn man auf die Seite geht und die Firma jetzt so erlebt, ich meine, bis hin zu bedruckten Socken ist das Marketing top, sieht alles gut aus. Also denke ich, dieser Graben wird ja dann früher oder später zugeschüttet werden zwischen Rock’n Roll und Beamten und so weiter.

Markus Wilmsmann Was mich dann zu einer meiner letzten Fragen die Zukunft, Torsten, wo geht es hin mit Neumann und Müller? Habt ihr auch eine kleine versteckte Forschungsabteilung wo ihr euch mit so Sachen wie KI beschäftigt, was ja gerade das große Zauberwort ist. Also gibt es drei, vier Leute bei euch, die schon immer ein bisschen nach vorne denken und schauen, hier, da sollten wir mal unser Augenblatt drauf richten.

Torsten Jacobs Das betrifft natürlich sowohl die interne Struktur, also was kann man KI seitig nutzen fürs Unternehmen intern? Da beschäftigt sich der Christoph mit. Natürlich haben wir auch Kollegen, gerade im medialen Bereich, die schauen, inwieweit betrifft KI Content, Content Gestaltung, wie hilft es uns auch konkret in der Umsetzung, Gestaltung von Projekten vor Ort. Da sind wir schon, denke ich, am Zahn der Zeit. Es ist natürlich so, in der großen Maße des Geschäftes ist es bei uns natürlich sehr vielfältig.

Torsten Jacobs Also natürlich haben wir auf der einen Seite sehr aktuelle mediale Themen, auch im Produktionsbereich wird es sich so disguise oder wie das alles mögliche, was es da gibt. Aber das geht halt bei uns runter bis zu hunderttausenden von Schäkeln, die wir auf Messen einsetzen. Also das ist da sehr breit gefächert. Von daher ist da, glaube ich, die Wahrnehmung nach außen, die wird eher durch das Massengeschäft bestimmt, was wir natürlich betreiben. Und natürlich schauen wir auch nach vorne und gucken, wie es weitergeht und was auch für Dinge auf uns zukommen und wie wir uns danach ausrichten.

Torsten Jacobs Also wir waren jetzt, glaube ich, nie die Firma, die jetzt immer nach dem ersten schicksten Hype auf jeden Zug aufgesprungen ist, sondern wir gucken auch schon, dass das Ganze eine gewisse Solidität haben muss, nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch für den Kunden. Das ist ein schöner Vergleich, finde ich immer. Eigentlich ist Veranstaltungstechnik wie NASA Flug zum Mond gewesen ist. 69. Man glaubt nämlich, dass das vielleicht wahnsinnig innovativ war, was sie da gemacht haben.

Torsten Jacobs Das stimmt aber überhaupt nicht. Die haben da nur Kram verbaut, der von dem sie sich hundertprozentig sicher war, dass er auf jeden Fall funktioniert. Das muss man schon mal gucken. Innovation nach außen heißt nicht immer, dass jetzt unbedingt man den Mut hat, das schickste, technisch gerade innovativ wirkende Frickelzeug irgendwo hinzubasteln, wo man dann Gefahr läuft, das hat dann auf einmal doch nicht so funktioniert. Wir sind da, glaube ich, sehr breit aufgestellt und das ist auch gut so und gucken da eigentlich sehr optimistisch in die Zukunft.

Markus Wilmsmann Was denkst du denn, wie sich die Branche entwickeln wird? Also Konzentrationsprozesse sind ja im Gange. Also weiß ich nicht, Claire, die letztes Jahr hier auf Einkaufstour waren und Blackbox und TDA erworben haben, ist das was, was dich eher ein bisschen besorgt oder sagst ja, Nee, das ist halt einfach ein Professionalisierungsprozess, je größer eine Firma ist, desto professioneller kann sie agieren. Solche Gedanken kommen einem ja dann möglicherweise wie.

Torsten Jacobs Ich glaube, es gibt da zwei Dinge. Das eine ist der Kollege von Schiefer. Der Kollege Schiefer von Showtech, der hat mal gesagt, das Dumme an dieser Branche ist, sie ist einfach zu sexy und das ändert sich auch nicht. Also genau wie es, ich sage mal, vor 40 Jahren schon so war, dass es in jedem Dorf irgendwie einen Garagenverleiher gab, der irgendwie Spaß daran hat, irgendwelche Sperrholzkisten zusammen zu spaxen, um damit Lärm zu machen, zu denen ich auch gehörte. Die gibt es heute noch genauso.

Torsten Jacobs Das heißt, dieser sehr niederschwellige Einstieg in die Branche, der ist heute genau wie vor 40 Jahren. Das hat sich, glaube ich, überhaupt nicht verschoben, außer dass natürlich das Material professioneller geworden ist und man da dank Thomann leichter rankommt, als das früher so gewesen ist. Aber da tut sich, glaube ich, nicht viel. Wir werden auf jeden Fall eine Amerikanisierung des Marktes erleben, also der Produktionen erleben. Das heißt, die Trennung zwischen Material, Material Hosting, Materialeigentümerverwaltung und auch Logistik, die dahinter steht, vom eigentlichen Projektproduktionsbetrieb.

Torsten Jacobs Also dieses Schlagwort der Production Company, was es ja bei uns mittlerweile seit 10 Jahren auch an einigen Stellen immer gibt, das wird sich sicherlich noch erheblich ausbauen. Und als Full Service lieferant werden wir da sicherlich kein Alleinstellungsmerkmal haben, aber ein zunehmend abnehmendes Merkmal haben in der Größenordnung des Unternehmens und müssen dann halt gucken, wie wir uns da in dem Markt behaupten, indem wir natürlich auch zukünftig versuchen werden, unsere Kunden von beiden Seiten zu überzeugen. Also dass wir nicht nur von Kisten was verstehen, die wir im Regal haben, sondern auch inhaltlich in der Umsetzung einfach die begeisterten Menschen bei uns haben, die einfach dann tolle Projekte umsetzen. Das glaube ich, ist das, was so uns alle ein bisschen vorantreibt am Ende. Also neben der technischen Begeisterung ist glaube ich, dass das großartigste an dieser Branche, dass das, was wir tun, immer, immer dem Schönen dient.

Torsten Jacobs Also es geht immer darum, Menschen zu begeistern. Und das ist eigentlich egal, ob das jetzt ein Konzert ist oder ob das eine corporate Veranstaltung ist, oder ob es ein toll ausgeleuchteter Messestand ist. Es dient immer dem Positiven und das ist wirklich ein Wert, den jeder sich, glaube ich, immer verinnerlichen muss. Gibt es nicht in allen Berufen.

Markus Wilmsmann So, das ist ein wunderschönes Schlusswort, Thorsten. Vielen Dank für dieses Gespräch. Ich war heute verbunden mit Torsten Jacobs, einer von drei Geschäftsführern von Neumann und Müller. Die anderen beiden gibt es auf dem Artikel nachzulesen. Ich habe die Namen jetzt gerade nicht parat.

Markus Wilmsmann Sag du die doch noch mal schnell, Torsten, dass wir die wenigstens mal erwähnt haben.

Torsten Jacobs Christoph Rupieper ist der jüngste bei uns im Bunde und macht deshalb auch die tollen Themen IT und Finanzen. Der Thomas Epple ist ja auch schon sehr lange im Unternehmen und betreut hauptsächlich den HR Bereich. Und ich kümmere mich halt um das Thema Projekt und Marketing.

Markus Wilmsmann Dann haben wir es der Vollständigkeit halber alles erwähnt. Genau. Thorsten Jacobs von Neumann und Müller heute im Gespräch. Vielen Dank für deine Zeit, für deine Information.

Torsten Jacobs Danke, Markus.

Markus Wilmsmann Alles Gute für die Zukunft und ich wünsche allen Zuschauerinnen und Zuschauern auch noch einen schönen Nachmittag und bis bald im Naval Stadium. Tschüss.

Torsten Jacobs Hat Spaß gemacht. Vielen Dank.

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