Anwenderbericht: Allen & Heath Avantis Solo

Max Geisenhainer von terrific audio arbeitet schon lange mit Pulten von Allen & Heath – kann die Avantis Solo von Allen & Heath seine Anforderungen erfüllen? In Text und Video verrät er es uns und gibt Einblicke in seinen Touring-Workflow mit Sarah Lesch. Das Zehn-Punkte-System gab es bisher bei mothergrid so nicht, aber wir haben es einfach mal stehenlassen? Wie gefällt’s Euch?

‏‏Während der Planung für die anstehenden Tour mit Sarah Lesch zu ihrem neuen Album „Gute Nachrichten“ erhielt auch ich wirklich gute Nachrichten. 

Ich hatte schon ein Weilchen ein Auge auf die neue Avantis Solo von Allen & Heath geworfen und wollte diese gern zum testen für ein paar Shows mitnehmen. 
Denn was ich bisher gelesen und gehört hatte, klang schon sehr vielversprechend.
Dementsprechend erfreut war ich über die Zusage, dass mir das Pult für die Tour von A&H zur verfügung gestellt wird.

‏An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Johannes Nocker vom deutschen Vertrieb Audio-Technica für die entspannte Kommunikation und für’s ermöglichen dieses Tests.

‏Setup und Vorbereitungen

‏Nach einigen E-Mails und einem kurzen Telefonat mit Johannes (A&H) stand das Setup fest. 
Eine Avantis Solo inkl. d-Pack und Super MADI Card war auf dem Weg zu mir. 
Meine eigene AR 2412, die ich sonst mit meiner eigenen SQ-5 nutze, und eine von A&H bereitgestellte AB 168 sorgten noch für ausreichend Platz für die 32 Inputs und 12 Outputs auf der Bühne.

‏Hätte ich hier nicht lieber Stageboxen mit einer Samplerate von 96 kHz statt 48 kHz genommen? Klar! Da aber mein gesamtes Setup plus Backline, Merch und Band in einen Sprinter passen musste, wurde jeder Quadratzentimeter gespart, der gespart werden konnte. 
Mikrofonierung und Kabel kamen nahezu komplett aus meinem eigenen Bestand. 
Somit stand das Setup fest.
‏Fehlte nur noch eine Tourprobe, um alles optimal vorzubereiten.
 Diese fand in den schönen Off the Road Studios in Leipzig statt.

‏Aus Gewohnheit bereitete ich ein Liveprofessor-File für die Probe und die spätere Tour vor, um externe Plugins auf Gruppen und Inputs via Madi zu insertieren – diverse Hallräume und Kompressoren. Die Klassiker eben. Doch schon während des Soundchecks der Probe klappte ich freudestrahlend mein MacBook wieder zu.

‏Die internen Features des Pults, besonders mit dem in meinem Fall bereits installierten d-Pack Bundle, machten externe Plugins meiner Meinung nach überflüssig.

‏Ich arbeite schon seit meiner Ausbildung vor zehn Jahren sehr gern mit Pulten von Allen & Heath und schätze diese für ihre gut klingenden, internen Effekte und Kompressoren. 
Die Systeme von A&H waren meiner Meinung nach in Sachen Workflow, Verarbeitung und Sound schon immer absolute Spitzenklasse und regelmäßig den herrschenden Industriestandards mindestens einen Schritt voraus. Die kleine Avantis bestätigt das für mich erneut.

‏Im Vergleich zu anderen kompakten Pulten hat die Avantis Solo meiner Ansicht nach in vielen Punkten die Nase vorn.
‏Selbst im internen Vergleich zur dLive c1500 sehe ich Vorteile bei der Avantis Solo, auch wenn das wohl Geschmackssache sein wird. 
‏Ein kleiner Wunsch bleibt jedoch nach wie vor offen:

‏Die Möglichkeit, Subgruppen direkt in andere Subgruppen zu routen, fehlt. ‏Allerdings ist diese Funktion nur ein potentielles Softwareupdate entfernt und bei den meisten Systemen anderer Hersteller auch (noch) nicht vorhanden.





Look & Feel: 9/ 10 Punkten

‏Verarbeitung

Hochwertig und gut verarbeitet ist die Avantis Solo ein absoluter Hingucker und trifft mit dem mattschwarzem Lack und den kleinen roten Applikationen genau meinen Geschmack. Einziger Nachteil: Der Lack zeigt jeden Krümel und jedes Härchen. Man sollte also den Staubpinsel nicht vergessen.


‏Display: Der 15,6″ Full HD Screen reagiert schnell und präzise und macht bei der Bedienung einfach Spaß. Allerdings habe ich die Befürchtung, dass der er in sonnenbeschienenen Festival-FOH’s nicht hell genug sein könnte. ‏Hierzu konnte ich aber bisher keine Erfahrung mit diesem Pult sammeln.


Die übersichtliche Channelstrip-Ansicht a la Digico bietet schnellen Zugriff auf alle Parameter. Details: Die LED-Leiste unter den Fadern, statt wie üblich über dem Screen zu platzieren finde ich sehr praktisch. So spiegelt sich das Licht nicht im Bildschirm, was ich bei anderen Systemen immer etwas unschön finde.

‏
Workflow/ Bedienbarkeit: 9/ 10 Punkten

Allen & Heath Avantis Solo – der neue Standard unter den Kleinkonsolen?
Allen & Heath Avantis Solo – der neue Standard unter den Kompaktkonsolen?

Freie Struktur

Wie von A&H gewohnt, sind alle Layer individuell anpassbar. ‏Selbst der wildeste Workflow findet auf den sechs Layern mit je zwölf Fadern seinen Platz.
 Achtzehn frei belegbare Softkeys sind für die meisten Anwendungsbereiche mehr als genug und bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten für Hotkeys, Tempo-Taps und Snapshot-Kontrolle.


Über die Idee, sechzehn Stück auf die rechte Seite des Pultes zu packen, kann man sich streiten. 
Das ist aber reine Geschmacks- bzw. Gewohnheitssache, wenn ihr mich fragt.



Wenige Knöpfe, die mehr können: Wie bei der großen Avantis besitzt die Avantis Solo vergleichsweise eher wenige Potis, die dafür mehrere Jobs übernehmen können. Die zwölf Pottis (einer pro Fader) können für drei festgelegte (Gain/ Pan/ Sends) und drei zusätzlich frei belegbare Funktionen (z.B. Thresholds von Gate oder Kompressor, EQ des selektierten Kanals, etc.) genutzt werden.
Das macht das ganze Pult noch übersichtlicher und für mein Gefühl schneller in der Bedienung.



Apropos schnelle Bedienung: Hin und wieder lahmte der Screen den Fadern beim Wechsel des Layers hinterher. Das ist zwar meiner Ansicht nach halb so wild, sollte aber trotzdem im nächsten Bugfix berücksichtigt werden.

 Zusätzliche, erwähnenswerte Funktionen wie das freezen von Channels auf der Oberfläche beim Wechseln eines Layers machen die Vielzahl an praktischen Features komplett.
 Speziell das ist eine Funktion, die vor allem Monitorleuten sehr gefallen könnte.

‏Sound:



Was soll ich sagen…? 
Kurz gesagt macht die große Zahl an praktischen Features für einen cleanen und druckvollen Sound einfach Spaß. Angefangen beim Source Enhancer, der direkt nach dem Preamp so ziemlich jeden Snare-Bleed eliminiert und Vocals da aufräumt, wo sonst die Becken durchschreien, bis hin zu den wirklich großartigen Kompressoren und dem Dyn8 aus dem d-Pack, die alles noch ein bisschen schöner machen, ist dieses Pultsystem in Kombination mit dem zusätzlichen Plugin-Bundle eine Macht !



Sound: 10/10 Punkten

Inputs / Outputs

Sechs analoge Inputs, ein stereo AES In + sechs analoge Outputs und ein stereo AES Out sind absolut ausreichend. Die zwei Slots für optionale I/ O Karten (Dante/ Madi/ Waves/ gigaACE…) sind für ein Pult dieser kompakten Größe ziemlich mächtig (normalerweise würde man hier wohl nur einen Slot erwarten) und bieten zusätzlich viele verschiedene Möglichkeiten für die eigene I/ O-Struktur.

‏Fazit


‏
38 von 40 möglichen Punkten in meiner Bewertung sprechen wohl für sich.

‏Mit der Avantis Solo hat Allen & Heath eine Konsole geschaffen, die nahezu alle meine Wünsche an ein Mischpult erfüllt.
‏Für TontechnikerInnen im Tourbetreib oder für kleine Venues bietet sie alles, was man braucht – und ein Stückchen mehr. Die internen Features, hochwertigen Materialien und deren Verarbeitung und die herausragende Klangqualität in einem so kompakten Format machen die Avantis Solo zu meiner ersten Wahl für jede Tour.

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