VPLT, der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik e.V., hat in seiner jüngsten Trendumfrage das Stimmungsbild in der Veranstaltungsbranche erfragt.
Im Mittelpunkt standen Themen wie aktuelle betriebliche und berufliche Situation, Wirksamkeit der Finanzhilfen, Ausbildung und generell Rahmenbedingungen in der Veranstaltungswirtschaft. An der anonymen Umfrage, die auch eigene Kommentare der Befragten zuließ, beteiligten sich Unternehmer*innen, Einzelunternehmer*innen und Angestellte aus Deutschland, Österreich und Schweiz.
Die VPLT Umfrage „Stimmungsbild” ist eine Trendumfrage. Der Verband befragte Unternehmensgeschäftsführer*innen, selbständige Einzelunternehmer*innen und Angestellte aus den Bereichen Betreiber, Händler, Hersteller, Personaldienstleister, System Integratoren, technische Dienstleister und Sonstige (DACH). Die Onlinebefragung erfolgte vom 16. bis 24. März 2021. Alle Teilnehmer*innen sind über 18 Jahre alt. Der überwiegende Teil der Teilnehmer*innen ist bereits 10 bis 30 Jahre in der Veranstaltungswirtschaft tätig.
Fachkräfteverlust und Perspektivlosigkeit
Aus den erhobenen Daten lässt sich ein weiteres, genaueres Bild ableiten, welche Auswirkungen die Corona-Krise bisher auf die Betroffenen in verschiedenen Bereichen hat: So gaben rund 40 Prozent an, dass sie inzwischen Mitarbeiter*innen verloren haben. Entscheidende Gründe sind deren Perspektivlosigkeit in Branche und Betrieb oder zu geringer Verdienst in der Kurzarbeit. Rund 24 Prozent gaben an, dass sie absehbar Mitarbeiter*innen entlassen müssen, circa 40 Prozent können dies noch nicht einschätzen. Für ein Drittel hat sich die Arbeitszeit, zum Beispiel in Teilzeit, verändert.
Keine ausreichenden Hilfen
Viele kritisieren in ihren Kommentaren, dass finanzielle Hilfen bisher nicht ausreichend oder wirksam sind. Nach wie vor kommt Unterstützung nicht richtig an. Mehr als 80 Prozent nehmen seit Beginn der Krise Kurzarbeitergeld in Anspruch. Bei rund 55 Prozent waren die Mitarbeiter*innen zu 70 bis 100 Prozent in Kurzarbeit. Nur wenige haben die Kurzarbeit inzwischen beendet und wenn dann zum Beispiel aufgrund der Abwanderung von Mitarbeiter*innen. Die Teilnehmer*innen der Umfrage monieren, dass Unternehmen mehr Planungssicherheit für eine Zukunftsperspektive bräuchten und sie fordern deutliche Verbesserungen der Regierung bei Schnelltests und Impfung.
Ungefähr zwei Drittel waren bei den Überbrückungshilfen I, II oder III antragsberechtigt. Bei einem Großteil sind die Gelder innerhalb von 4 bis 20 Wochen ausgezahlt worden. Besonders auffällig: 50 bis 60 Prozent der Antwortenden gaben bei allen abgefragten Hilfen an, also auch einschließlich Novemberhilfe, Novemberhilfe Plus, Dezemberhilfe und Dezemberhilfe Plus, dass das Geld der Regierung nicht ausreicht. 27 Prozent haben einen KfW Kredit beantragt und erhalten.
Sonderlösung für die Veranstaltungsbranche
„Wir sehen die Ergebnisse als Beleg für unsere bisherigen Argumente und Forderungen in Gesprächen mit der Politik”, sagt Linda Residovic, Geschäftsführerin des VPLT. „Ihr muss endlich bewusst werden, dass sich keine Branche solange im Lockdown befindet wie die Veranstaltungswirtschaft.“ Helge Leinemann, Vorstandsvorsitzender des VPLT, ergänzt: „Es ist nur folgerichtig, dass unsere heterogene Branche ein Sonderprogramm benötigt. Ein Drittel bis zur Hälfte der Teilnehmer ist laut unserer Umfrage bei den unterschiedlichen Hilfen nicht antragsberechtigt und viele kritisieren eine Förderung, die nicht ausreichend ist.“
„Ständig ist in der Politik von Gerechtigkeit die Rede“, so Residovic. „Aber noch immer scheitert es am politischen Willen, auch den selbständigen Einzelunternehmern eine passende Hilfe zukommen zu lassen, obwohl auch sie völlig unverschuldet in diese prekäre Lage geraten sind. Und den Unternehmen würde unser Vorschlag helfen, speziell für die Veranstaltungswirtschaft die Sozialversicherungsbeiträge weiter voll zu erstatten. So könnten sie ihre momentane Perspektivlosigkeit überwinden und wieder mehr Planungssicherheit gewinnen. Die Zahlen und Antworten unserer Umfrage belegen bereits jetzt den Fachkräfteverlust und die negativen Auswirkungen auf Ausbildungsplätze.”
Negative Auswirkungen auf Auszubildende
Der VPLT nahm auch die aktuelle Ausbildungsprämie der Regierung zum Anlass, die Teilnehmer*innen zu diesem Thema zu befragen: Die Prämie motiviert die Hälfte, neu in Ausbildungsplätze zu investieren. Generell bieten rund 65 Prozent der Unternehmen Ausbildungsplätze an, 22 Prozent nicht und rund 13 Prozent taten dies früher mal. Ein Großteil erwähnt Kosteneinsparungen und Kurzarbeit als Gründe für den aktuell fehlenden Bedarf an Azubis, aber teilweise auch schlechte Erfahrungen mit Kandidat*innen. Einige erwähnen deren mangelnde Eignung oder zu wenig betriebliche Zeit, sich um eine professionelle Ausbildung zu kümmern. 60 Prozent geben an, in Zukunft die gleiche Anzahl auszubilden, 30 Prozent wollen dies jedoch reduzieren.
Treue zur Branche trotz skeptischem Blick in die Zukunft
Den VPLT interessierte außerdem, wann sich die Teilnehmer eine Wiedereröffnung von Veranstaltungen vorstellen können: Die meisten Antwortenden gehen von einem möglichen Restart der Veranstaltungsbranche in 2022 aus. Viele erwähnen in diesem Zusammenhang die dafür wichtige flächendeckende Impfung und Herdenimmunität. Optimistischere Teilnehmer glauben an die Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit Ende 2021. Wenige gehen von 2023, 2024 oder gar 2026 aus, um das Niveau einer normalen Geschäftstätigkeit wie vor der Krise zu erreichen.
Trotz dieser unterschiedlichen negativen Auswirkungen beteuern knapp 80 Prozent, dass sie der Branche treu bleiben werden. Rund 70 Prozent wollen dennoch keine berufliche Alternative suchen. In ihrer Meinung gespalten sind die Befragten bei der Frage, ob die Branche gestärkt aus der Corona-Pandemie hervorgehen wird: Mehr als 40 Prozent sind diesbezüglich skeptisch, genauso viele dagegen glauben es.
Wunsch nach mehr Professionalität und fairem Wettbewerb
Mit der Untersuchung nahm der VPLT daher auch unter die Lupe, wie die Teilnehmer*innen ihre eigene Branche einschätzen. Im Mittelpunkt zahlreicher Kritik stehen: fairer Wettbewerb statt mangelhafter Preisstruktur und unsolidarischem Preisdumping, Individualinteressen statt Zusammenhalt, Gefahren durch Scheinselbständigkeit, fehlende Qualifikation und Fachkräftemangel, zu wenig Wahrnehmung durch Politik und Öffentlichkeit, mangelndes Selbstbewusstsein, fehlende Nachhaltigkeit und Digitalisierung, zu wenig Standards und Normung sowie kein tragfähiger Fahrplan für die Zukunft.
Helge Leinemann kommentiert: „Auch für uns als Verband steht weiterhin ganz oben auf der Agenda, den fairen Wettbewerb und Qualität statt Quantität zu fördern. Erleichtert würde das aktuell durch mehr Planungssicherheit für einen Restart unserer Branche. Im Mittelpunkt stehen künftig aber auch Themen wie lebenslanges Lernen sowie der Schulterschluss mit anderen Verbänden für gemeinsame Lösungen, wofür wir das Forum Veranstaltungswirtschaft weiter ausbauen.“
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