Das R.I.F.E.L. (Research Institute for Exhibition and Live-Communication) hat im Auftrag des FAMAB e.V. die mittelfristigen Folgen des Shutdown für die Branche ermittelt. Die Aussichten sind erschreckend.
Ohne zusätzliche Hilfen wird kaum ein Unternehmen der Branche das dritte Quartal 2020 überleben. Ein Massensterben gesunder Unternehmen und mehrere zehntausend Arbeitslose sind zu befürchten. Die Politik muss Perspektiven schaffen.
Die gesamte Veranstaltungsbranche in Deutschland wurde durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus im März 2020 auf 0 gestellt. Das R.I.F.E.L. (Research Institute for Exhibition and Live-Communication) hat im Auftrag des FAMAB e.V. die mittelfristigen Folgen des Shutdown für die Branche ermittelt. Die auf Basis von Branchen-Umfragen und Szenarien ermittelten Ergebnisse lassen ein Massensterben der Unternehmen der Branche befürchten.
Im Worst-Case-Szenario muss mit einem Umsatzverlust von nahezu 90% gerechnet werden. Selbst ein abgemildertes Szenarium zeigt bereits einen Umsatzverlust in Höhe von fast 50%. Die Unternehmen der Branche haben alle Maßnahmen ergriffen, um die eigene Liquidität deutlich zu stabilisieren. Es zeigt sich, dass ganze Monate ohne Umsätze durch die Unternehmen nicht im Rahmen von Reorganisationsmaßnahmen kompensiert werden können.
Allen Unternehmen der Branche drohen erhebliche Verluste. Dies wird zu erheblich negativen Eigenkapitalbeständen am Ende des Jahres führen. Die Kompensation der Liquiditätsengpässe durch Fremdkapital muss kritisch bewertet werden. Die Kapitaldienstfähigkeit der Unternehmen sowie die Rückführung der Liquiditätsdarlehen zu den vereinbarten Konditionen muss in Frage gestellt werden.
Worst case als realistisches Szenario
Zu den Ergebnissen der Studie äußerte sich Jörn Huber, der Vorstandsvorsitzender des FAMAB e.V., wie folgt:
„Die Ergebnisse der Studie zeigen exakt die verheerende Lage der Branche. Wir wurden faktisch qua behördlicher Verfügung mit einem Verbot, unser Geschäft auszuüben, belegt. Ich kenne kein Unternehmen, das derzeit überhaupt nennenswerte Umsätze generieren kann. Leider erscheint mir der Worst Case der Studie mittlerweile eher als das realistischste Szenarium.
Alle Kolleginnen und Kollegen der Branche haben in den zurückliegenden Wochen einen großartigen Job dabei gemacht, Ihren Unternehmen durch persönlich und unternehmerisch sehr harte Maßnahmen überhaupt einen gewissen Überlebenshorizont zu verschaffen. Ich kenne keine Kollegin und keinen Kollegen, der seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit gutem Gewissen in die Kurzarbeit und damit in eine wirtschaftliche Notsituation sendet. Trotz aller getroffenen Maßnahmen werden wir alle in diesem Jahr erhebliche Verluste machen, die in der gesamten Branche zu negativem Eigenkapital führen wird. Natürlich können die Unternehmen sich derzeit – zumindest theoretisch und zu teils horrenden Konditionen – liquiditätsseitig über Wasser halten.
Das wird allerdings nicht viel bringen, wenn dieser Shutdown anhält. Es ist natürlich die Aufgabe der Politik, geeignete Maßnahmen zum Schutz der Menschen zu ergreifen. Aber es ist genauso die Aufgabe der Politik, der Wirtschaft dieses Landes eine Perspektive zu geben. Hierzu benötigen wir realistische Szenarien, wie das alles weiter gehen soll. Einen mittelständischen Unternehmer in dieser unverschuldeten Notsituation zu zwingen, sich, ohne Aussicht auf Verbesserung seiner Situation, über beide Ohren zu verschulden und dabei die gesamte Veranstaltungsbranche zu zombifizieren, ist sicher keine gute Politik. Sollte hier nicht schnellstens nachgeregelt werden, werden viele Unternehmer unserer Branche die dann einzig vernünftige Entscheidung treffen – und in die Insolvenz gehen.“
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