Die barocke Rellinger Kirche mit ihrer charakteristisch achteckigen Gestalt und der großen aufgesetzten Laterne gehört zu den künstlerisch bedeutendsten Spätbarockbauten von Schleswig-Holstein. 2014 hat der Kirchenvorstand die Modernisierung der Tontechnik in der evangelisch-lutherischen Kirche ausgeschrieben.
Der oktogonale Bau mit seiner großen Höhe und zwei Emporen-Ebenen, in dem die Sitzplätze der Kanzel zugewandt sind, erforderte eine flexible und leistungsstarke Beschallungsanlage. Das finale Akustik- und Beschallungskonzept wurde im Jahr 2017 unter Leitung von Pastor Dr. Lennart Berndt realisiert. Im Zuge der Ausschreibung konnte Diplom-Ingenieur Frank Chilinski von Nordakustik als renommierter Kirchenfachplaner für das Projekt gewonnen werden.
Die Ausschreibung hat der Hamburger Systemintegrator Amptown System Company dank bester Kirchenreferenzen mit einem maßgeschneiderten und budgetgerechten Angebot gewonnen. Sales Manager Andreas Klöhn und Projektleiter Michael Stötzel begleiteten das Projekt vom Angebot bis zur Endabnahme.
Wie immer bei historischen Gebäuden, so stößt man auch in der Rellinger Kirche an die Grenzen dessen, was raumakustisch machbar, aber im Rahmen der Auflagen nur bedingt möglich ist: „Eine raumakustische Aufwertung kam aus Denkmalschutzgründen nicht in Frage“, erläutert Fachplaner Frank Chilinski. „Der Wunsch des Kirchenvorstands war, trotz des langen Nachhalls auf allen Plätzen eine hohe Sprachverständlichkeit zu erreichen und auch die heutigen Anforderungen an eine ‚volltönende Wiedergabe‘ für den musikalischen Klanggenuss zu erfüllen, zum Beispiel für die Einspielungen von CDs und Smartphones. Darüber hinaus war der Richtungsbezug in Form einer Wiedergabe vom Altarbereich gewünscht.“
„Neben der „Neubelebung“ des kirchlichen Raumcharakters sollte das moderne Beschallungssystem auch der zusätzlichen Nutzung der Rellinger Kirche für Konzerte und Veranstaltungen, z.B. für die Musikveranstaltungen des Mai-Festivals und des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals einen höheren Qualitätsstandard verleihen“, ergänzt Andreas Klöhn, ASC Senior Sales Manager.
ASC Projektleiter Michael Stötzel erläutert die Systemlösung: „Frank Chilinski hat eine moderne Lautsprecheranlage mit neuesten tontechnischen Komponenten für die vielfältige Raumnutzung konzipiert. Diese Lösung erfüllt auch die Anforderung, dass sich die moderne Technik unauffällig in die Architektur der Kirche zu integrieren hat, sowohl visuell als auch hinsichtlich der „Verpackung“ der Steuerungstechnik in ein ASC Medienrack mit benutzerfreundlichem Bedienkonzept.“
Die Beschallung
„Wir, das heißt die Architektin, der Hauselektriker, das ASC-Team und ich sind gemeinsam durch den Kirchenraum gegangen und haben potentielle Standorte für die Lautsprecher und das Medienrack sowie die Möglichkeiten des Kabelzugs abgestimmt“, erinnert sich Frank Chilinski. „Die alte Lautsprecherverkabelung in der 100 Volt Technik war nicht mehr zeitgemäß, zumal auch die Emporen angebunden werden mussten. Daher hat der Hauselektriker die von mir geforderte niederohmige Verkabelung für alle Lautsprecher verlegt und bei dieser Gelegenheit auch die Mikrofonverkabelung erneuert.“
Andreas Klöhn: „Für die Aufholbeschallung haben wir auf den beiden Emporen je sieben kleine, kaum sichtbare, aber sehr effektive d&b 5 S Lautsprecher aus der xS Serie installiert und für das Altar-Monitoring zu beiden Seiten je zwei Lautsprecher dieser Kategorie. Für die Bündelung bis in die hintersten Reihen haben wir an den Säulen rechts und links vom Altar zwei schlanke d&b 24 C Säulenlautsprecher aus der xC Serie integriert. Aus Betriebssicherheitsgründen wurden auf die Lautsprecher abgestimmte Systemendstufen verbaut. Für die Hauptbeschallung aus der Altarrichtung kommen rauscharme zweikanalige d&b D6 Endstufen zum Einsatz, für die Aufholbeschallung vierkanalige 10D Endstufen.“
Mikrofonie und Schwerhörigenschleife
„Eine weitere Herausforderung in diesem Projekt war die Funkmikrofontechnik und die Schwerhörigenschleife“, ergänzt Frank Chilinski. „Bei der Funkmikrofontechnik habe ich in der Planungsphase das Frequenzspektrum abgescannt, damit die Kirche im Hinblick auf die digitale Dividende auch in Zukunft sicher funktionierende Funkstrecken nutzen kann. Für den Einsatz habe ich digitale QLXD-Funkstrecken von Shure vorgegeben. Die Auswahl der Mikrofonkapseln und Headsets erfolgte nach klanglichen und Sprachverständlichkeitsaspekten. Den Feinabgleich der Funkanlage hat ASC durchgeführt.“
Die Schwerhörigenschleife erfüllt die Anforderungen der DIN 60118-4 mit Hilfe des Stromverstärkers Ampetronic ILD 1000, der beste Tonqualität in den Hörgeräten sichert.
Michael Stötzel beschreibt die Vorgehensweise: „Für die Entzerrung der Lautsprecher hat Frank einen BLU-100 DSP-Controller des Herstellers BSS vorgesehen. Die Delay-Anpassungen wurden in den Systemverstärkern eingestellt. Die Nutzer können an den im Kirchenraum verteilten Bedientableaus in der Sakristei, in der Küsterloge sowie an der Orgel von mir programmierte Presets auswählen und bei Bedarf die Gesamtlautstärke in festgelegten Grenzen verändern. Bei Nichtbenutzung der Emporen können die dort platzierten Lautsprecherkreise abgeschaltet werden, um die Sprachverständlichkeit im Hauptbereich zu optimieren. Auf diese Weise wird die Handhabung der Anlage für die Nutzer stark vereinfacht.“
Im täglichen Kirchenbetrieb ist keine manuelle Lautstärkeanpassung erforderlich: Die von Planer und Systemintegrator ermittelten Einstellungen von Shure SCM820 Automatikmischer und Audio-DSP erlauben daher eine optimale Sprachverständlichkeit mit Richtungsbezug bei einfacher Bedienung.
Der Automatikmischer öffnet nur die Mikrofone, in die auch hineingesprochen wird. Nicht besprochene Mikrofone werden nahezu geschlossen. Es werden daher zusätzliche Halleinträge in die Anlage, welche die Sprachverständlichkeit vermindern könnten, vermieden. Nicht vom Nutzer zu bedienende Bedienelemente der Geräte (Endstufen, Funkempfänger, Automatikmischer) wurden bis auf die tatsächlich notwendigen Stellen (z.B. Aux-Eingang) aus Gründen der Betriebssicherheit in Absprache mit dem Kirchenvorstand gesperrt.
Pastor Dr. Lennart Berndt fasst die Meinung des Kirchenvorstands zum Ergebnis zusammen: „Als wir die neue Beschallungsanlage nach Inbetriebnahme durch ASC zum ersten Mal gehört haben, waren wir alle äußerst ergriffen. So atemberaubend war der Unterschied zwischen den neuen musikalischen Kostproben und dem, was wir bis dahin im Kirchenraum gehört hatten. Ich freue mich, dass unsere Gemeindemitglieder nun das gesprochene Wort so viel deutlicher verstehen können und sich auch auf einen hörbar verbesserten Klanggenuss in unseren Gottesdiensten, Veranstaltungen und Konzerten freuen dürfen. Dafür danke ich Frank Chilinski und dem ASC-Team und vor allem allen Spendern und Spenderinnen, die diese Maßnahme dank ihres Engagements für die Rellinger Kirche erst möglich gemacht haben.“
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