In Halle wurde am 3. Oktober richtig aufgefahren, um den Tag der Deutschen Einheit zu feiern (mothergrid berichtete). Doch auch in Merseburg war einiges geboten, denn dort stand ein Domjubiläum im Kalender, dass mit einer schicken Lichtinszenierung gefeiert wurde, gekrönt von einem weithin sichtbaren Strahlenkranz.
Unser Interviewpartner Jakob Hornfeck von VJU: lighting war für dieses Projekt verantwortlich. Für ihn es eine Premiere der besonderen Art: Zum ersten Mal hat er ein Projekt dieser Größe als Generaldienstleister organsiert.
Wie kam es zu diesem Projekt?
Im Juli 2020 haben die Domstifter meinen Kollegen und Freund Bernd E. Gengelbach für ein Video-Mapping im und am Dom für das 100-jährige Weihefest angefragt. Er bat mich, mich um die passende Lichttechnik für dieses Projekt zu kümmern und so sind wir das erste Mal nach Merseburg gefahren und haben den Dom besichtigt.
Die Auftraggeber (Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz) konnten zu diesem Zeitpunkt noch keine klaren Vorstellungen zur gewünschten Inszenierung und dem dazu gehörigen Budget formulieren.
Wir haben daraufhin drei Angebote gemacht, die aber alle aufgrund des Mappings und der damit verbundenen aufwändigen Contenterstellung ganz und gar nicht ins Budget gepasst haben.
Da sich Bernd vorrangig mit Videomapping beschäftigt, schlug er vor, dass ich das Projekt als reine Lichtinstallation anbieten könne.
Ich habe daraufhin nach einem weiteren vor Ort Termin eine Idee und das dazu passende Konzept erstellt. Die Herausforderung dabei war natürlich, dass sich die „Domstifter“ überhaupt nicht mit Veranstaltungsbeleuchtung auskennen. Ich habe also alles verständlich „übersetzt“ und mit Capture eine Visualisierung gemacht, um diese dem Kunden vorzustellen.
Das hat sehr geholfen, denke ich. Einen kleinen Bonus hatte ich auch, weil wir vor zwei Jahren im Naumburger Dom zusammen mit dem ansässigen Theater erstmalig eine komplette Theaterbühne in das Kirchenschiff gestellt haben. Dort habe ich die technische Planung, das Lichtdesign und die Pultprogrammierung übernommen.
Du hast das erste Mal als Generalunternehmer gearbeitet und alles selbst organisiert – Wieso bist Du so verfahren und welche Herausforderungen hat das mit sich gebracht?
Ich wollte das einfach mal probieren und mich haben die Art und der Umfang der Projektes gereizt. Da ich von Anfang an wusste, mit wem ich dieses Projekt umsetzen kann, war die Befürchtung, dass etwas schief geht, sehr gering.
Ich habe das Lichtdesign zusammen mit einem erfahrenen Kollegen und sehr guten Freund finalisiert und danach mit der Firma LUX EVENT umgesetzt. Philip Dannowski von LUX kenne ich schon ziemlich lange. Mit ihm habe ich damals auch in Naumburg den Dom bespielt. Er weiß, wie man mit den besonderen Anforderungen solch altehrwürdiger Gebäude umgeht und ist ebenfalls ein sehr erfahrener Lichtmann. Die Planung war eine perfekte Zusammenarbeit und vor Ort hat alles Hand in Hand funktioniert.
Die größte Herausforderung war für mich die Kalkulation. In so einem Umfang und so einer Komplexität habe ich das vorher noch nicht alleine gemacht. Aber auch da hatte ich Unterstützer und wieder eine Menge gelernt. Zum Beispiel haben wir lange an den Stornobedingungen gefeilt. Das musste ich auch alles für den Kunden „übersetzen“ und plausibel erklären. Dieser Punkt wird meiner Meinung nach in Zukunft noch viel mehr ins Gewicht fallen als vor Corona.
Welche Scheinwerfer hast Du verwendet, wieviele und warum? Was hat Dich überzeugt, was siehst Du kritisch?
Meine Vorgabe war eigentlich nur die IP-Zertifizierung. Für den Turm hatte ich die Proteus Maximus von Elation Professional schon im Blick. Die restlichen Fixtures habe ich zusammen mit Philip ausgewählt. Für die Goboprojektion und Farbgebung der Fassade kamen Ayrton Perseo zum Einsatz. Diese wurden von 12 Expolite TourCyc Zoom unterstützt.
Für die Hinterleuchtung der Domfenster haben wir JB-Lighting Varyscan P7 verwendet. Außerdem kamen noch 40 LED PARs zum Einsatz, für die Beleuchtung des Domplatzes, des Brunnens und der Vorhalle. Die LED PARs waren aber alle statisch eingestellt und nicht über DMX erreichbar. Alles andere war mit einer grandMA3 light verbunden.
Der kritischste Moment war eigentlich der, als die Proteus im Turm das erste Mal gezündet wurden. Man kann schlecht vorhersagen oder visualisieren, ob die Beams in der Realität auch wirklich so aussehen wie gedacht. Es war für mich mit der tollste Moment, als die Proteus das erste Mal runter klappten und man die Beams hervorragend sehen konnte – wahrscheinlich aufgrund der kühlen Jahreszeit und vielleicht auch wegen der Nähe zum Fluss Saale. Wenn man sieht, dass der Plan aufgeht und alle Kollegen um einen herum (welche die Lampen am Vormittag hochgeschleppt haben) sich genauso freuen, lacht das Lichtiherz. Das war echt genial!
Material
7x Elation Proteus Maximus Vertrieb: LMP)
12x Ayrton Perseo (Vertrieb: Lightpower)
12x ExpoLite TourCYC Zoom (Vertrieb: Focon Showtechnic)
8x JB-Lighting Varyscan P7
40x LED Outdoor PAR
Wie verlief die Zusammenarbeit mit den Behörden?
Auch da habe ich wieder viel gelernt! Mit dem Kulturamt, die das ganze Festwochenende in Merseburg organisiert haben, stand ich lange vorher in Kontakt. Dort wurde alles möglich gemacht, um uns zu unterstützen. Völlig unkompliziert, immer flott und freundlich. Mit dem Ordnungsamt dasselbe. Freundliche Gespräche und ein aufmerksames Miteinander sind heute leider nicht mehr selbstverständlich und deshalb an dieser Stelle echt eine Erwähnung wert.
Was würdest Du nächstes Mal anders machen?
Nicht wirklich viel. Eigentlich hat alles genau so funktioniert, wie es gedacht war und alle Beteiligten waren zufrieden. Wir haben, glaub ich, für alle das Bestmögliche rausgeholt und es war eine rundum entspannte Veranstaltung. Vielleicht würde ich mir für nächste Mal noch einen Profifotografen einkaufen, um alles besser zu dokumentieren.
Links:
Es folgt das Video
https://www.youtube.com/watch?v=