Ich würde den Artikel über die Sennheiser EW-D-Serie in Zeiten wie diesen ja eigentlich gerne mit „Schnelltest“ übertiteln, aber ein klassischer Produkttest soll es eigentlich nicht werden – mehr eine Übersicht über diese einfach zu bedienende, flexible und zukunftssichere Funkstrecke.
Von den insgesamt 8 zur Verfügung stehenden Sets habe ich das 835 S Handheld Set vor mir auf dem Tisch stehen. Dieses besteht aus dem Empfänger EW-D EM, dem Handsender EW-D SKM-S, der MMD 835 Mikrofonkapsel (dynamisch, Niere) und dem nötigen Zubehör wie dem Netzteil, einer Mikrofonklammer, einem Kit zum Rack-Einbau und 2 Stummel-Antennen die rückseitig am Empfänger montiert werden.
Kein Display im Handsender
Was mir – im Gegensatz zu den älteren Serien der Handsender – sofort ins Auge sticht ist das fehlende Display im Handsender, was aber – wie sich schnell herausstellte – auch nicht mehr wirklich benötigt wird. Alle nötigen Einstellungen können via Mobile-App für IOS oder Android oder den Empfänger getätigt werden.
Die alltagsrelevanten Infos wie z.B. der Batteriestatus können aber mittels Drücken der beiden kleinen Taster an der Unterseite des Handsenders auch sofort auf der Bühne abgefragt werden.
Akkus: AA oder Li-Ion
Apropos Akku. Hier steht zur Wahl den Handsender über 2 handelsübliche AA-Batterien (im Lieferumfang) oder einen optional erhältlichen Lithium-Ionen-Akku zu betreiben. Der Vorteil des BA 70 Akkus ist die noch längere Laufzeit von (laut Sennheiser) 12 Stunden im Gegensatz zu angegebenen 8 Stunden der AA-Batterien. Geladen wird der BA70 über das USB-Ladegerät L70 plus Netzteil NT 5-20 UCW. Die Zubehör-Liste könnte nun über Seiten fortgeführt werden. Natürlich gibt es für größere System-Ausbauten Antennen-Splitter, Dipol-Antennen, Richt-Antennenpaddel, Colourcodes etc. und – das sei nochmals explizit erwähnt – die App.
Kein Problem mit Netzteil-Serienschaltung im Rack
Bevor ich jetzt mein Einzelsystem in Betrieb nehme, noch zwei Punkte die mir sofort positiv auffallen. Nr. 1: Die gesamte Verpackung des Funksets kommt ohne Kunststoff daher. Gut gemacht, Sennheiser. Punkt Nr. 2: Das Netzteil des Empfängers. Die Form des Netzteils ist so gestaltet das auch mehrere dieser Steckernetzteile einfach nebeneinander in die klassische Mehrfachsteckdose nebeneinander passen – ein kleines aber – wie ich finde – feines Detail bei der Bestückung von Racks.
Einschalten und los geht’s. Obwohl das Einrichten einer einzelnen Funkstrecke nun kein Hexenwerk ist, spiele ich zwei Szenarien durch. Einrichtung via App und „old school“ via Empfänger und Transmitter. Kurz gefasst – beides geht problemlos, schnell und unkompliziert.
Die Einrichtung – Schnell oder professionell
Für Anfänger seien hier die Autoscan- und die Link-Funktionen besonders hervorgehoben. Das System ist schnell konfiguriert und personalisiert. Natürlich stehen der professionellen Anwendung ebenso sämtliche Einzeleingriffe in z.B die Gain-Struktur und die Funk-Frequenz-Anpassung zur Verfügung.
Das EW-D Set kann also beides: sowohl den Einzel-User als auch den professionellen Beschallungsbetrieb mit bis zu 90 Funk-Kanälen bei einer Bandbreite von 56 MHz versorgen. Die Frequenzverteilung erfolgt dabei äquidistant im 600 kHz Raster. Dies war bisher nur aus den größeren Systemen wie der 6000 oder 9000 Digital-Serie bekannt. Die EW-D Serie ist aufgrund anderer Codecs jedoch nicht mit den großen Serien kompatibel – ebenso nicht mit der alten G4-Serie. Laut Sennheiser können EW-D und G4 Systeme allerdings problemlos nebeneinander eingesetzt werden. Die möglichen Frequenzbereiche der EW-D Serie findet ihr hier:
Ein paar Kern-Fakten noch. Die Latenz des Systems liegt bei 1.9 ms, arbeitet mittels UHF-Übertragung und der Sender bietet einen Dynamikumfang von 134 dB. Wer eine andere Richtcharakteristik oder einen anderen klanglichen Aspekt als den 835-Kopf benötigt bzw. sucht, kann auf einen großen Fundus von Sennheiser, oder von Neumann zurückgreifen. Eine komplette Liste findet ihr hier.
Frequenzen: Planungssicherheit bis 2025
Mit 56 Mhz Schaltbandbreite lässt sich die die Evolution D-Serie an vielen Orten störungsfrei zu betreiben. Weiter Vorteil des sehr großen Spektrums ist, das die Wahrscheinlichkeit extrem steigt die Funkstrecken dieser Serie noch lange betreiben zu können. Auf alle Fälle sind die möglichen Frequenzbänder so gewählt, dass bis 2025 Planungssicherheit herrscht. Zudem engagiert sich Sennheiser auch aktiv um die Zukunft der Funkstrecken sicher zu stellen. Sennheiser engagiert sich in der „Allianz für Rundfunk und Kulturfrequenzen“ um daran mitzuwirken auch nach 2025 noch Platz für Funksysteme im Spektrum sicher zu stellen (mothergrid berichtete).
Vorsicht vor dem Mute-Schalter!
Eine Kleinigkeit die mir dann doch aufgefallen ist, die zwar nicht weiter schlimm ist, aber bekannt sein sollte um Schrecksekunden zu vermeiden: Der Mute-Schalter am Handsender lässt sich zwar mittels Empfänger oder App außer Funktion setzen, wird er aber trotz „lock“ bedient, kommt es zu einem kurzen Audioaussetzer. Nicht optimal im Refrain der großen Liebesballade im dicken Hallraum – aber allemal besser als endgültige Stille.
Ansonsten seien noch ein paar Gimmicks herausgestellt, die auch ohne App das Leben erleichtern: Der Batteriestatus kann auch direkt am Sender abgefragt werden. Einfach kurz die Taste „On/Off“ drücken und die „Link LED“ gibt Auskunft. Grün Blinken, gelb Blinken, rot blinken – selbsterklärend. Schöner Nebeneffekt: Das kurze Drücken von „On/Off“ löst zeitgleich die Funktion „Identify“ aus. Das heißt der zum Sender gehörige Empfänger beginnt mit dem gesamten Display zu blinken. Prima um in hektischen Situationen sofort herauszufinden um welche Strecke es sich denn gerade konkret handelt.
Um den Empfänger vor ungewollter Bedienung zu schützen kann – nicht nur durch die App, sondern auch durch drücken der beiden Pfeil-Tasten – gleichzeitig der Empfänger gesperrt werden.
Sennheiser EW-D-Serie: Von Fitnessstudio bis Festivalbühne
Kurz Zusammengefasst: Durch die quasi automatische Einrichtung der Funkstrecke, der großen Auswahl an unterschiedlichen Sets, der übersichtlichen Bedienung mit und ohne App und nicht zuletzt der großen Auswahl an Mikrofonkapseln ist eine Anwendung der EW-D Serie sowohl im Fitness-Studio, dem Kongresszentrum, der Kleinkunst-Bühne als auch der großen Festival-Bühne möglich.
Links:
Autor: Henning Sommer