1994 wurde Herbert Grönemeyer die Ehre zuteil, als erster deutschsprachiger Künstler ein MTV Unplugged Konzert zu spielen. 28 Jahre später reiht sich auch Samy Deluxe in die illustre Sammlung ein – nicht ohne der legendären Konzertreihe mit seinem SaMTV Unplugged etwas Neues und Einzigartiges hinzuzufügen.
So versammelte der Hamburger Rapper im Bauch des Museumsschiffs MS Bleichen nicht nur eine komplette Live-Band inklusive Backing-SängerInnen und Streicher-Ensemble, sondern auch 18 Gastrapper für einen rund 20-minütigen Gruppen-Freestyle. Für die aufwendige Mikrofonierung von Drums, Percussion und Upright Piano setzten Kaspar Wiens am FOH, Jens Nonnewitz am Monitorpult und der Musical Director Torsten „HazE“ Haas auf diverse Mikrofone von Earthworks Audio.
Neue Erfahrung
„Vor dem MTV Unplugged mit Samy habe ich Earthworks eher als extrem hochauflösende Kleinmembraner im Jazz- und Klassikbereich, etwa für Overheads und offene Flügelabnahmen, gesehen“, gibt Jens Nonnewitz unumwunden zu. „Mittlerweile weiß ich, dass die Mikrofone auch im Rock/Pop-Bereiche eine Macht sind.“ Auch für Kaspar Wiens waren die Earthworks-Mikrofone Neuland: „Im Nachhinein muss ich Jens danken, dass dieser rechtzeitig den Kontakt hergestellt hat. So hatten wir die Möglichkeit, bei den Proben in Samys KunstWerkStatt intensiv mit den Mikros herumzuspielen. Ursprünglich waren die Positionen, an denen letztlich die Earthworks gelandet sind, nämlich schon anderweitig besetzt…“
Insgesamt setzte das Ton-Team um FOH Kaspar Wiens, der unter dem Künstlernamen „Tropf“ gemeinsam mit Samy Deluxe und DJ Dynamite als „Dynamite Deluxe“ deutsche Hip-Hop-Geschichte schrieb, auf drei verschiedene Earthworks-Modelle: Das PM40 PianoMic Mikrofonsystem für die Abnahme des Upright Pianos, das DM20 für die Floortom am Schlagzeug sowie fünf SR25 Nieren-Kondensatormikrofone für Bongos, Shaker und das Toypiano.
Herausforderungen im Schiffsrumpf
Mit dem Laderaum im Rumpf der „MS Bleichen“ hat sich Samy Deluxe eine Live-Location mit Charakter und viel Atmosphäre ausgesucht. Für das Ton-Team bestand die Herausforderung darin, einen ausgewogenen Live-Sound zu kreieren, der gleichzeitig auch für die CD/DVD-Produktion sowie für die Broadcast-Übertragung funktioniert.
„Das Piano hat mir im Vorfeld etwas Sorgen bereitet. Ich war mir nicht sicher, ob wir im Rahmen der Unplugged-Situation mit einer lauten Band eine saubere und gut klingende Abnahme hinbekommen. Doch das PM40 von Earthworks hat mir diese Sorgen genommen“, berichtet HazE. „Durch den schallharten Laderaum waren Übersprechungen allgegenwärtig und der Grundpegel der gesamten Band prägnant auf allen Mikrofonen“, führt Jens Nonnewitz weiter aus. „Aus diesem Grund hat das PM40 am Upright-Piano einen exzellenten Job gemacht – sowohl hinsichtlich der Bauform und Anbringung als auch durch seinen fantastischen Klang.“
Kaspar Wiens ergänzt: „Wir haben ein Hip Hop/Rap-Unplugged gemacht, in dem nicht nur Balladen gespielt werden. Für uns – und vor allem für Samy – war es daher wichtig, dass es bei den „Abgeh“-Songs richtig ballert und das Publikum ein echtes Konzerterlebnis verspürt und nicht das Gefühl bekommt, Statisten bei einer TV-Aufzeichnung zu sein. Aufgrund der Lautstärke der Band und PA war schnell klar, dass der Deckel des Upright aufgrund der starken Übersprechungen geschlossen bleiben muss. Das PM40-System mit seiner Teleskop-Aufhängung war hierfür die perfekte Lösung. Beide Mikros lassen sich perfekt ausrichten, so dass wir problemlos eine phasenfreie Abbildung der gesamten Tastatur erzielen konnten.“ Auch Jens Nonnewitz kennt die typischen Herausforderungen einer Upright-Abnahme: „Dieser Klaviertyp neigt bei vielen Mikrofonen schnell zum ‚honken‘. Das PM40 hat es jedoch geschafft, den Klangcharakter äußerst natürlich wiederzugeben.“
Saubere Intonation
Auch beim Monitoring spielte das PM40 eine zentrale Rolle und fungierte als Intonationsgeber für die Backing-Vocals und die gesungenen Passagen. „Aus diesem Grund haben wir höchsten Wert auf ein sauberes Pianosignal gelegt“, so Nonnewitz weiter, der gemeinsam mit seinem Monitor-Kollegen Boris Ekambi sämtliche Musiker mit In-ear-Systemen ausstattete.
Mit seiner präzisen Abbildung rhythmischer und melodischer Informationen an den Shakern und dem kleinen Toypiano trugen auch die SR25 mit ihrem außergewöhnlich linearen Off-Axis-Frequenzverlauf einen wichtigen Part zum exzellenten Unplugged-Gesamtsound bei. „Die Auflösung der SR25 bei Percussion-Instrumenten ist extrem präzise und bildet selbst die schnellsten Transienten problemlos ab“, zeigt sich Nonnewitz beeindruckt. „Und dank des enormen Dynamikumfangs mussten wir uns keinerlei Sorgen um Verzerrungen machen.“
„Im Vergleich zu Bassdrum, Snare und laut gespielten Becken liefern Shaker ein eher softes Signal, das in bestimmten Songs jedoch essenziell für den Groove ist. Die SR25 haben diese Aufgabe perfekt umgesetzt“, so Kaspar Wiens. Das Schlusswort hat der Bassist und Musical Director HazE: „Es macht einfach Spaß, wenn´s so gut klingt.“
Weitere Informationen: